Für die große kettentreter’s Tortour 2021 im Sommer geht es mal wieder an die grundsätzliche Anschaffung von neuem Equipment. Ob ein Billig-Bikepacking-Set taugt? Ihr erfahrt es in diesem Artikel.
Bikepacking Taschenset im Test (Teil 1)
Im Sommer geht es gleich mehrfach auf Tour. Einige Strecken von 150 bis 300km sind geplant und dann im August eine Tour quer durch Deutschland. Zudem gibt es ja auch noch die kettentreter Radreisen von denen eine direkt von Lübeck bis Ahlbeck führt. Alles mit dem Rad. Alles mit Zelt, Schlafsack, Isomatte und Gepäck oder eben auch Hotel. Aber dafür ist eben auch das richtige Equipment notwendig. Ich brauchte also ein paar Taschen. Und da ja probieren vor studieren geht, wurde mal eben ein Billig-Packset auf ebay gefunden und für einen ersten Test auserwählt.
Warum ein Billig-Set und kein Ortlieb oder ähnliches? Wie immer und schon seit Jahren mache ich hier hauptsächlich Tests für Otto-Normalverbraucher, Einsteiger, Sparfüchse und für alle, die mal reinschnuppern wollen. Zudem kann und will ich mir ein Packset von Ortlieb & Co. zur Zeit nicht leisten. Wenn mich so eine Arschrakete 70 Euronen im Fachhandel kostet und eine Lenkertasche nochmal mindestens 50 muss das Geld auch erstmal verdient werden. Dazu Rahmentaschen und anderes Equipment…. na ja. Man kennt das Problem ja vielleicht. Wenn mir das mit den Touren gefällt und die Overnighter in diesem Jahr funktionieren, mache ich auch wie gewohnt ein Upgrade im Equipment. Langjährige Leser dieses Magazins wissen bereits – man fängt immer ganz unten an und kaspert sich dann langsam hoch. (Aber falls jemand von Ortlieb das hier liest,… meine Adresse ist im Impressum. 😉 )
Gefunden habe ich ein Set, welches ungebrandet als „Bikepacking Set Lenkertasche 9L + Satteltasche 8L Roll Up Verschluß MTB Tasche“ in der eBucht angeboten wird. (über den Link kommt Ihr direkt zum Artikel) Schon nach zwei Tagen waren die Sachen in einem viel zu großen Karton hier und warteten auf den Einsatz. Nur 25 Euronen hat es gekostet und dazu noch etwas Versand. Was soll’s? Auf zum Test.
Montage
Die Montage war recht einfach und quasi selbsterklärend.
Anders als bei hochwertigen Fahrradtaschen wird allerdings die vordere Tasche mit Hilfe einer Rolle an den Lenker befestigt. Der Packsack kann also separat vom Rad entfernt werden. Die Klettverschlüsse sind ordentlich breit und lang., Das sieht ganz gut aus. Die Clipper machen jetzt nicht so einen wertigen Eindruck, könnten aber reichen. Bei den Bändern hatte ich schon bei der Montage das Gefühl, dass man das vielleicht häufig nachstellen muss, da die Bänder nicht genug Reibkraft an den Clippern haben werden. Das wird aber nochmal getestet. Die Umrandung des vorderen Sackes kann man durchaus auch als Sitzunterlage verwenden. Vielleicht ist das gar nicht so doof. Die Rolle für vorne könnte in der Nacht im Zelt auch als Kissenersatz taugen oder als Nackenrolle. Jeder, wie er mag.
Die „Arschrakete“ montiert sich so, wie alle anderen im Prinzip auch. Eine vorhandene Satteltasche geht dabei allerdings flöten und ein eventuell an der Sattelstütze montiertes Rücklicht auch. Der hintere Packsack hat ein wasserfestes Innenleben, was dem Transportgut etwas mehr Schutz vor Feuchtigkeit geben soll. Großer Vorteil bei so einer Tasche am Heck … man spart sich den Ass-Saver. Der Teil an der Sattelstütze ist etwas verstärkt, was durchaus der Formgebung dienlich ist. Nett sind auch die reflektierenden Elemente hinten, die allerdings nur zur Geltung kommen, wenn man die Tasche nicht so voll packt. Oben gibt es noch ein Spanngummi. Das habe ich noch nicht getestet, taugt aber eventuell auch noch zum verstauen einer dünnen Wind- oder Regenjacke bei der Fahrt.
Probefahrt
Die Sonne lacht, also mal kurz durch den Kleiderschrank gefegt und ein paar Sachen rausgezerrt und die Taschen gepackt. Mit leeren Taschen testen macht ja auch gar keinen Sinn.
Auf einer kleinen Runde stellte ich schnell fest, dass vorne zuviel Zeug drin war. Die Schaltung am Drop-Bar war etwas beeinträchtigt und die Positionierung der Tasche wurde nochmals geändert.
Ebenso war die Arschrakete zu voll und baumelte lustig am Heck. Da ich eine ovale Aero-Sattelstütze verwende, hat die Tasche da wenig Angriffsfläche und somit auch wenig Druckpunkt, der für eine höhere Fahrstabilität sorgen könnte. Irgendwie traue ich auch der Reibekraft der verwendeten Bänder noch nicht so ganz. Meine Befürchtung ist, dass man das auf längeren Touren alle 20km nachspannen muss. Das würde mich total nerven, wenn es so wäre. Nach der Korrektur der vorderen Tasche ging das mit der Schaltung und auch meine Rennrad-Klingel war funktionsfähig.
Die hintere Tasche knickte recht schnell nach unten weg. Irgendwie sieht das b
löd aus. Liegt es wirklich an den Bändern? Für die Runde um’s Dorf hat’s gereicht, doch für eine mehrtägige Tour nach Dänemark oder Holland oder vielleicht Sachsen… ich bin da noch so etwas unschlüssig. So im Ganzen ist das aber schon ein nettes Set.
Eine Rahmentasche fehlt noch und natürlich auch eine Oberrohrtasche für das Kleinzeug. Kommt aber demnächst auch noch zum Einsatz.
Was passte hinein?
Was hatte ich wirklich verstaut?
Vordere Tasche 9 Liter:
1 Polo-Shirt XL geknautscht
1 dicker GOML-Hoodie Gr. XL gerollt
Hintere Tasche 8 Liter:
1 Jeanshose gerollt
2x Baumwollsocken gesteckt nach Omas Art
1 kleines Frottee-Handtuch 40x80cm gefaltet und gerollt
1 dünneres Longsleeve-Shirt gefaltet und dann geknautscht.
1 Sweaterjacke (zusammengelegt, danach gerollt)
1 T-Shirt gerollt (zusammengelegt, danach gerollt)
Das war jetzt irgendwie nicht so doll. Beide Taschen waren entschieden zu voll und natürlich auch schlecht gepackt. Wer braucht im Sommer auch eigentlich einen GOML-Hoodie?? Aber es war ja auch nur ein erster Test.
Wohin jetzt mit Zelt, Schlafsack und Isomatte, Werkzeug, Ersatzschuhe, Verpflegung & Co? Vielleicht sind die 8 Liter hinten doch zu klein. Vorne hätte ich mir auch irgendwie Spanngummis gewünscht. Da die Bikepacking-Geschichte hier jetzt aber erst anfängt, ist entsprechend noch viel Luft nach oben.
Ich werd‘ da wohl noch was anderes ausprobieren müssen. Oder vielleicht doch den einspurigen Gepäckanhänger mitnehmen, der schon seit vergangenem Sommer ungenutzt im Keller herumsteht? So ganz ist das noch nicht raus. Wie Herr Goethe schon sagte: „Die Erfüllung eines Wunsches ist die Geburt eines neuen.“. Mit Oberrohrtasche und Rahmentasche sollte das aber doch für die eine oder andere 250km-Tour reichen. Beim 900km Long-Turn, der eigentlichen “ kettentreter’s Tortour 2021 “ sehe ich das Set noch nicht dabei. Da ist auch noch nicht raus, ob es für die Tour das Eigenbau-Reiserad wird oder doch beim Rennrad bleibt. Und über die Strecke mit Hänger… ich weiß ja nicht. Wir werden sehen, sprach der Blinde und las weiter an der Raufasertapete.
Einen expliziten Kauftipp gibt es an dieser Stelle noch nicht. Dafür bin ich mir zu unsicher über die Verwendung und Haltbarkeit des Produktes. Weitere Gepäckfahrten sind da wohl notwendig. Aber ich sage mal so. Ein Taschenset für 25,- Euronen ist schon irgendwie für Tagestrips brauchbar. Weitere Updates folgen in diesem Artikel oder in weiteren in dieser Bikepacking-Serie hier auf diesem Magazin.
Gepackte Grüße
//O.F.
Fotos: Anbieter qualitymall-direct (Kaltenkirchen) / privat