Apple AirTags im Test – Finde ich mein Fahrrad?

„Hilfe, mein Fahrrad wurde geklaut!“ Kennt Ihr das? Vielleicht ist das bald Vergangenheit. Apple veröffentlichte im Frühjahrsevent vor wenigen Wochen ein ganz neues Produkt. AirTags. Ein kleiner, smarter Sensor, der es ermöglicht, Dinge wiederzufinden. Wie es funktioniert und ob man es am Fahrrad als Diebstahlschutz nutzen kann, erfahrt ihr hier.

Apple AirTags im Test – Fahrradschutz durch dieses Gadget? 

Ich bin schon seit vielen Jahren Fan von der Marke mit dem angebissenen Obst und seit einiger Zeit sogar noch verstärkt, da sich das Equipment aus diesem Sortiment noch viel mehr ausgebaut hatte. Manchmal sind ein paar Veränderungen im Leben eben auch ungewollt vorteilhaft. 😉 Ich liebe das Universum aus Cupertino und lebe zugegebenermaßen gerne darin. Nur einer meiner Studio-Arbeitsplätze hat ein nagelneues Winblöd-Setup bekommen, da es einen einzigen Anwendungsfall gibt, wo ich das brauche. Sonst ist das Obst mein täglicher Begleiter bei allen anderen Arbeiten. Über zwei Jahre waren die AirTags nunmehr in den Gerüchten und Apple-News immer mal wieder enthalten und überraschenderweise kamen sie im diesjährigem Frühlingsevent tatsächlich. Man soll damit seine Sachen wie Schlüsselbund, Rucksack oder Plüschtiere der Kinder wiederfinden können.

Meine Idee, bevor ich die Teile als Fanboy natürlich bestellt habe, war nun, so einen AirTag an ein Fahrrad zu bringen. Natürlich nicht sichtbar, sondern „etwas“ versteckt. Taugt das als Diebstahlschutz zusätzlich zum obligatorischem Fahrradschloss oder dem polizeilich codierten Rahmen

Das Ziel ist nun, mit der „Wo ist?“-App das Rad wiederzufinden, für den Falle, dass es mal gestohlen wird. Quasi simulieren wir den Fall an dieser Stelle. Schwierig wird es natürlich durch die aktuelle Situation. In der Stadt sind weniger Menschen unterwegs. Da alle iPhones in der Nähe an dieser Suche beteiligt sind, verringert sich natürlich dadurch auch die Chance, dass mal ein iPhone an dem Rad vorbeikommt. Theoretisch soll quasi jedes iPhone, iPad und jeder Mac bei der Suche helfen können.  Lange Rede, kurzer Sinn. Ich hab meine Viererpacks, die ich nun verwendungsgemäß an verschiedenen Orten deponiere. `:)

Der Praxistest

Ich will es trotz der aktuellen Situation testen und so bestückte ich ein Rad mit diesem AirTag und bat einen Freund, welcher kein iPhone besitzt, mit meinem Rad mal durch die Stadt zu fahren. Meine Aufgabe war nun, das Rad zu orten und es wieder zu finden. Nach exakt 10 Minuten würde ich ihm versuchen zu folgen und er sollte nach ca. 15 Minuten den Standort nicht mehr verändern. Wie gut wird das Wo-ist-Netzwerk von Apple in einer Kleinstadt helfen? 

Unter dem Sattel in einer zusätzlichen Schutzfolie soll der Apple AirTag das Rad wieder findbar machen.

Der AirTag wurde mit einem Klebepad (ich habe noch so viele von den neuen ActionCams) unter dem Sattel befestigt. Ja, ich fahr‘ nicht nur mit Rennrad und mein Cube hatte sich bei einem Sturz am Wochenende gerade temporär unbrauchbar gemacht. Das war jetzt recht einfach, ist aber nicht so das optimale Versteck. Im Sattelrohr oder im Steuerrohr wäre er besser aufgehoben. 

Also, auf ging die Hatz durch die Stadt. 

Ich folgte meinem Rad selbst mit einem Auto. Man hat ja auch schließlich selten ein Zweitrad griffbereit, es sei denn, das Rad wurde vor einem Supermarkt in der Nähe der Wohnung gestohlen. 

Der Freund, quasi der Pseudo-Dieb, war eine Weile in der Stadt unterwegs. Von hier nach da und kreuz und quer. Die Richtungsanzeige ist recht präzise. Die Standortaktualisierungsfrequenz  allerdings hier in Stralsund eher weniger. Zweimal bin ich zu einem Standort gefahren und das Rad war dann längst wieder woanders. Ich bin ja schon froh, dass ich den Test hier in der Hansestadt gemacht habe, statt auf einem Dorf. Da hätte der Dieb gute Chancen, das Bike in einer Scheune verschwinden zu lassen. Hier ist die iPhone-Dichte nicht ganz so hoch wie vielleicht in Rostock, Schwerin, Hamburg oder anderen Großstädten. 

Ich fand das Rad über das Wo-Ist-Netzwerk von Apple trotzdem an verschiedenen Positionen in der Stadt. 

Am letzten Standort konnte ich mein Zündapp E-Klapp-Stadtrad dann durch die Nahfeldortung des U1-Chips in meinem iPhone12 (ab iPhone 11 verbaut) direkt an einem Fahrradständer vor einem Supermarkt  wiederfinden. 

Da steht es. Fahrrad mit dem Apple AirTag wiedergefunden.

Test erfolgreich! Mission abgeschlossen. Fahrad gefunden! 🙂

Man könnte jetzt eigentlich die Szene beobachten, auf den Dieb warten oder mit Hilfe der Polizei den Dieb auf frischer Tat stellen. 

 

Vorteil:

Ok, der Vorteil liegt auf der Hand. Man hat theoretisch eine Chance, einen verlorenen Gegenstand wiederzufinden. Da es eine gewisse Zeit dauert, bis sich der AirTag evtl. meldet, hat man eine reale Chance, seinem Fahrrad zu folgen. Man muss nur mobil genug sein. Man kann so auch ganz schnell Freunde bitten, bei der Suche zu helfen und vielleicht Screenshots von der Wo-Ist-App in Gruppen schicken. 

Ein weiterer Vorteil ist, dass alle iPhones, iPads und Mac’s das Wo-Ist-Netzwerk von Apple mit Daten befeuern können und dabei helfen, den Gegenstand zu lokalisieren.

Offensichtliche Nachteile:

Hat der Dieb ein iPhone, wird er recht zeitnah über die Anwesenheit eines fremden AirTags informiert.  Das soll so ungefähr nach 1 bis 3 Stunden passieren. In Wirklichkeit dauert das aktuell aber länger. An einem Fahrrad hat er es nun aber recht leicht, das Teil zu finden. Selbst wenn man das kleine Teil in das Sattelrohr steckt wird es findbar. Mit etwas Glück bekommt man das Teil durch das Sattelrohr in das Oberrohr gesteckt und kann das Loch irgendwie zustopfen. Ein Dieb hat aber für gewöhnlich aber auch kein Werkzeug dabei um die Sattelstütze lösen zu können. Vielleicht schreckt die Meldung auch so genug ab und der Dieb lässt das Rad dann stehen. Ein weiterer Nachteil ist, dass man den AirTag, so man ihn auf „Verloren Modus“ stellt, ein Ton von sich gibt. Das könnte auch der Dieb hören und explizit danach suchen. Man sollte sich vor Aktivierung dieser Funktion schon sicher sein, ob das gesuchte Teil „nur“ verloren oder liegengelassen oder eventuell doch gestohlen wurde. Man sollte die Funktion vielleicht nicht zu früh aktivieren und damit wertvolles Finde-„Pulver“ verschießen.

Fährt der Dieb mit dem Rad in ländlicher Gegend herum, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass kein anderes iPhone vorbeikommt und die Position des AirTags melden kann. Es wird dann erst wieder eine Meldung geben, wenn ein iPhone vorbeikommt. Durch die Verzögerung beim Erkennen, Melden, Senden und Weiterleiten zum eigenen iPhone ist diese Position dann gegebenenfalls recht ungenau, wenn zusätzlich das andere iPhone in Bewegung war und das Signal mit den GPS-Daten erst mehrere Meter nach dem „Meet’n’Greet“ absendet. Beispielsweise bei vorbeifahrenden Autos. Ist schlechter Netzempfang beim entsprechenden Netzbetreiber an der Stelle, ist die Positionsübermittlung auch gleich für die Katze.  Während Apple in den USA, schon durch die China-Sanktionen von Trump einen Marktanteil von über 40% hat, liegt dieser in Deutschland nur bei etwa 20%. Auch das wirkt sich auf die Aktualisierungsfrequenz aus. In Großstädten ist man da deutlich im Vorteil als auf einem kleinen Dorf in Niedersachsen. 

Kleine Nebenstory: Unter Youtubern geht gerade ein „Kindergarten-Test“ herum.  Einfach mal so einen AirTag in die Kita-Tasche packen und sehen, was passiert. Auch den hab‘ ich gemacht und musste, ebenso wie Malte, JeanClaude und einige andere feststellen, dass die Android-Dichte unter Kindergärtnerinnen wohl sehr hoch ist. Der AirTag verabschiedete sich mit seinem Standort bei mir um 7:50 und meldete sich erst ein paar Minuten vor 12:00 Uhr wieder. War wohl ein Kindergartenvater  oder eine -mutter mit iPhone im Umkleideraum.  In der Zwischenzeit konnte ich keine Standortaktualisierung erhalten.  😀

Zweite Nebenstory: Wenn man so einen AirTag (mit den  völlig überteuerten Schlüsselanhängern von Apple) versieht und dann an einen Schlüssel macht, hat das den Vorteil, dass man nun weiß, wo der Schlüssel ist. Ist dieser Schlüssel nun aber ein Autoschlüssel, weiß man auch gleichzeitig, wo das Auto ungefähr ist, was unter Umständen auch von der Freundin / Frau gefahren wird und sieht so dann eben auch, wo die sich „herumrumtreibt“, während man selbst vielleicht arbeiten ist. Personenortung soll mit den Dingern eigentlich gar nicht möglich sein, ist aber machbar, bei gewissen Gegenständen.  (Oh Holy Shit.  Das Gadget hätte ich gerne schon vor Jahren bei meiner Exfrau gehabt. Hätte möglicherweise ein paar Jahre Ehe, ein oder zwei Kinder und viel Stress gespart.  🙂  ) Ich hab so ein Teil jetzt trotzdem in einem meiner Autos liegen. Man weiß ja nie und wie Dr. House immer zu sagen pflegte: Menschen lügen.  🙂 

 

Fazit:

Ich habe mein Rad wiedergefunden. Damit ist das offensichtlich eine gute Idee, einen AirTag am Rad zu verstecken.

Am Fahrrad hat man mit einem AirTag durchaus die Chance, es wiederzufinden. Da Apple die Privatsphäre aber vor die Sicherheit gestellt hat, muss es auch hier schnell gehen. Idealerweise hat der Dieb auch kein iPhone. Im Stadtgebiet erhält man auch schneller und häufiger Meldungen über die Position des AirTag. Im ländlichen Raum wird das deutlich seltener der Fall sein. Gut ist auch, wenn man jetzt selbst sehr mobil ist. Man muss dem Dieb mit dem Fahrrad ja auch irgendwie hinterher, bevor er den Tracker bemerkt und mit dem Rad endgültig ins Nirvana verschwindet. Schnell zu einem verfügbarem Auto, Motorrad oder Fahrrad erhöht hier wahrscheinlich auch die Chance, das Rad und ggf. den Dieb wiederzufinden. Da in diesem Falle der „Dieb“ kein iPhone hat, wurde er auch nicht über einen existierenden AirTag benachrichtigt. Hätte er ein iPhone, hätte sein eigenes Telefon allerdings öfter und präzisere Standortmitteilungen gesendet. 🙂 (Also, liebe Fahrraddiebe, wechselt zu Android, ihr *******!!!)

Man könnte sich auch ein VanMoof in der Version mit Diebstahlschutz-Plan kaufen wo das Rad einen integrierten GPS-Sender hat. Seit der App-Änderung (kein US-Modus mit 32km/h mehr möglich) ist das VanMoof S3 von meiner Wunschliste für dieses Jahr verschwunden und die 2000 Euronen Budget wurden in Equipment für den YT-Kanal investiert.

Ein richtiger Tracker ist der AirTag von Apple dennoch nicht. Ohne eingebautem GPS-Sensor ist er auf das Wo-Ist-Netzwerk angewiesen, auf eingeschaltete Bluetooth-Funktionen in iPhones und auch auf die iPhone-Dichte. Ein Diebstahlschutz für’s Rad ist damit keineswegs garantiert. Es könnte allerdings durchaus von Vorteil sein, wenn sich die Bike-Community alle mal so ein Teil an ihr Rad basteln oder am Rad verstecken. Je mehr Diebe davon ausgehen müssen, dass man die Räder nunmehr auch schnell orten kann, desto höher wird die Chance, dass die von der Idee, das Rad jetzt unberechtigt mitnehmen zu wollen, absehen (oder sie bringen zukünftig alle ein iPhone und Werkzeug zum Fahrradklau mit). 

Es kann davon ausgegangen werden, dass Apple mit den nächsten Updates vielleicht auch noch mal an der Privatsphäre schraubt und Apple- und Android-User früher / überhaupt über die Anwesenheit eines AirTags informiert werden. Ich habe mein Rad gefunden. Das war das Ziel. Für mich mal wieder ein Beweis, dass Apple-Zubehör zwar teuer ist, aber eben auch sinnvoll und vor allem ausgeklügelt. Ein Fanboy zeichnet sich schließlich damit aus, dass er das Produkt kauft und verwendet, obwohl er die Dinge, die damit bestückt werden, eigentlich nie sucht. Drei davon werden aber künftig an meinen wichtigsten Rädern sein. Man weiß ja nie. 

 

Geairtagte Grüße

//O.F.

Fotos: privat

Diesen Test gibt es natürlich auch in Kürze auf unserem neuen Youtube-Kanal mit Bewegtbild. Bleibt gespannt. 

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