Es wird laut, eng, stickig und schmutzig. Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche, wenn das 9,-€ Ticket am 1. Juni ganz Deutschland in die Bahnen pressen wird. Unsere Tipps für Euch, das Ticket mit schönen Radtouren zu kombinieren, findet Ihr in diesem Artikel.
Mit dem 9,-Euro Ticket und dem Fahrrad durch das Land
Es ist fast zu schön um wahr zu sein. Für 9,-€ mit der Bahn durch ganz Deutschland fahren. Von München an die Ostsee, von Berlin nach Sylt, von Winsen nach Karlsruhe oder wo auch immer Euch die Reiselust hinträgt. Klingt gut, oder?
Theoretisch ja. Aber leider wird die Realität etwas anders aussehen. Es wird laut, eng, stickig und vor allem auch schmutzig in den Bahnen werden. Grund hierfür wird vor allem die Überlastung des Regionalverkehrs der Bahn und der Verbundpartner werden. Das 9,-€-Ticket gilt leider nur in Regionalzügen und Bussen des örtlichen Stadtverkehrs. Schon jetzt sind viele Züge viel zu kurz um die Auslastung hoch zu halten. Kommt jetzt ein Ansturm hinzu, wird es schnell eng. Auch können nicht alle Bahnanbieter plötzlich die eigenen Züge verlängern. Die Bahn hat ja in den vergangenen Jahren die unrentablen Strecken an Regionalanbieter outgesourct und der hat erstmal mit modernen Zügen die unrentable Strecke übernommen. Nur Regionalzüge benutzen zu dürfen, bedeutet auch, dass es entsprechend viele Umsteigepunkte gibt. Das macht die Fahrt stressig und auch risikoreich, falls etwas mit den Verbindungen nicht klappt. Ich selbst muss beispielsweise schon nach knapp 30km zum ersten mal umsteigen, wenn ich an die Ostsee will, oder an die Nordsee in Richtung Sylt-Kiel-Flensburg oder in den Nord-Westen nach Bremen oder Osnabrück. Den Hauptbahnhof in Hamburg werde ich wohl in den nächsten drei Monaten öfter mal sehen. Wenn es südlicher geht, dürfte spätestens in Hannover oder Uelzen bei mir der erste Sitzplatzwechsel anstehen. Irgendwie wohne ich schon wieder ungünstig. 😉
Natürlich habe ich mein Ticket für den nächsten Monat schon. Einige Anbieter haben es schon im Verkauf. So auch die HVV (Hamburger Verkehrsbetriebe) und da habe ich mir mein Ticket einfach in der App gekauft und fertig. Ich glaube ja auch, dass Deutschland in diesem Sommer überwiegend Urlaub im eigenen Land macht. Nicht wenige sind im Kopf bereits auf die Idee gekommen, einfach mal das Fahrrad mitzunehmen um mal außerhalb des Tellerrandes mit dem Rad unterwegs zu sein. Das ist gar keine schlechte Idee. Das Fahrrad mal einpacken und mit dem Billigticket, was man ja nur einmal kaufen muss, an jedem Wochenende unterwegs sein. Das werden viele machen und wenn es nur in die nächste Großstadt ist. Viele werden sich aber auch längere Strecken antun und dann mal so aus Spaß auf die Inseln in der Nord- oder Ostsee hoppen. Ob es dann noch freie Hotelzimmer oder Pensionen gibt, ist wohl eher fraglich. Zudem haben ja fast alle Betriebe die Preise ordentlich angezogen. Selbst mein früheres Lieblingshotel in Lüneburg kostet jetzt 30 Euronen mehr für die Nacht. Gut, dass ich das nicht mehr brauche. 😉
Zimmer kann man ja über diverse Apps auch gleich im voraus buchen.
Ich selbst werde das auch ein paar mal so machen, wenn es meine Zeit erlaubt. Ich wüsste da schon ein paar Ziele, aber auch hier gibt es eine ordentliche Tücke. Ein Fahrrad zur Mitnahme ist beim 9-Euro-Ticket nämlich nicht inklusive. Gepäck dagegen schon.
Daher gibt es für diese Idee genau zwei Möglichkeiten zur Fahrradmitnahme.
Die Fahrradkarte
Bei den meisten Reisen kann man für das Fahrrad, so man es denn nicht als Gepäck (zerlegt oder im Koffer) mitführen will, eine Fahrradkarte kaufen. Beim 9,-€-Ticket sollte man aber vor der Reise abklären, ob die Transportanbieter der Regionalen Strecken das auch so sehen und ob eine Fahrradmitnahme überhaupt möglich ist. Im schlimmsten Fall steht Ihr sonst auf einem Umsteigebahnhof und kommt nicht weiter, da der Zugbegleiter der Privatbahn Euch nicht mit dem Rad mitnimmt. Einige Regionalbahnen haben die Fahrradmitnahme in Verbindung des 9-Euro-Tickets schon ausgeschlossen.
Also Vorsicht und vorher genau prüfen, ob man gerade auf einer längeren Tour, mit dem Rad in den Bahnen unterwegs sein kann. Und auch hier gilt, die Fahrradmitnahme kostet extra und kann, je nach Strecke dann ein vielfaches des ursprünglichen 9-Euro-Tickets betragen, was den günstigen, ökologischen Trip dann auch wieder negiert.
Das Fahrrad als Gepäck
Das Fahrrad kann auch kostenlos in den Bahnen transportiert werden. Dafür gibt es diverse Möglichkeiten, damit es als Gepäck gilt. Grundsätzlich darf es nicht fahrbereit sein. Also geklappt, oder Räder entfernt, Lenker verdreht und Pedalen ab und idealerweise verhüllt. Also kann man theoretisch die Pedalen abschrauben, die Räder herausnehmen (Achtung- Schaltung auch vom Ausfallende entfernen, damit nichts verbiegt), die Räder mit Kabelbindern am Rahmen festbinden, den Lenker lösen und verdrehen, Sattel einschieben und das ganze Paket dann in Noppenfolie verpacken – Zack ist das Fahrrad Gepäck. In einigen Regionalbahnen gibt es auch größere Gepäckfächer für große Koffer. Da passt das dann irgendwie halbwegs hinein. Habe ich auch schon gemacht, klappte ganz gut.
Etwas bequemer, aber genauso viel Arbeit machen Fahrradkoffer oder der B&W Fahrradsack. Einen teuren Fahrradkoffer haben nur wenige. Dort kann man das Fahrrad zerlegt hervorragend transportieren und mit den Rollen an den Koffern ist auch der Transport auf langen Bahnsteigen gar kein Problem.
Einen BikeSack kann man für knapp über 50 Euro bei Ebay erwerben und der hat mir bei vielen Zugfahrten schon gute Dienste geleistet. Man kann das Rad darin sogar schultern und ziemlich gut die Bahnhoftreppen hinauf oder hinunter tragen. Bei beiden Varianten muss das Rad aber teilzerlegt werden und wer das dann beim Bahnhof und nicht im Hotel deponieren will, ist auch gezwungen, das Rad am Zielbahnhof vor Ort zu montieren. Mag nicht jeder mit Zuschauern. Ich sage mir aber immer, man kennt mich hier nicht und vielleicht erinnert sich irgendwer an seinen verstaubten Drahtesel im Keller und holt ihn mal wieder hervor. Die Einstellung macht’s vielleicht.
Pro-Tipp: Die Folienwicklung oder den B&W Fahrradsack , den ich Euch ja schon vor Jahren einmal vorgestellt habe, kann man am Ankunftsort ganz einfach in einem Gepäckfach auf dem Bahnhof deponiert werden für die Rückfahrt. Man muss es nicht mitschleppen. Kostet meist nur 2,-€ je 24 Stunden und reicht damit ja auch bis zur Rückfahrt. Schwieriger wird es mit den Fahrradkoffern. Die muss man erstmal zum Hotel schaffen und das Rad dann dort montieren, da diese für die Gepäckaufbewahrung zu groß sind.
Fazit:
Egal wie Ihr das so macht: Hauptsache Ihr macht.
Allen, die mit dem 9-Euro-Ticket unterwegs sein wollen, werden, müssen, wünsche ich eine gute Reise und erlebnisreiche Tage, wo auch immer Ihr seid. In diesem Sinne:
Verurlaubte Grüße
//O.F.
Foto: Teaser, Privat, Bhf Lüneburg / alle anderen Privat, Winsen Luhe, Lüneburg und Umland