Wenn sich die Temperaturen langsam aber sicher öfter unterhalb der 15 Grad bewegen, denkt man schon einmal über lange Radkleidung für den Rest der Saison oder für das Wintertraining nach. Wir haben ein Long-Set aus dem Auktionshaus getestet. Was taugt Winterbekleidung aus China wirklich? Mehr dazu in diesem Artikel.
Trikot & Bib in long aus China – Was taugt es wirklich?
Hier wird ja durchaus auch mal hochwertiges Zubehör von namhaften Herstellern getestet und dennoch scheue ich mich auch nicht davor, mal in den „Grabbeltisch“ zu greifen, Alternativen aufzuzeigen und auch mal günstige Sachen auszuprobieren. Auf der Suche nach einem Lang/Lang-Radset für den Herbst, welches auch farblich zum neuen Renner passt, stieß ich bereits im September in der eBucht auf reichlich viele Angebote, die schon preislich sehr überzeugend waren. Doch was taugen sie in der Praxis. Ich habe mal den Test gemacht und mal ein Set aus China geordert. Netterweise kam es gar nicht aus China. Jedenfalls nicht auf der letzten Meile. Es lag schon in Frankfurt und wurde von dort versendet. Irgendwie mag ich ja die asiatische Versandphilosphie frei nach dem Motto: „Alles, was man in Folie einwickeln kann, kann man auch verschicken.“ So kam das Set dann hier auch an. Ein in viel Folie gewrapptes Päckchen ohne Karton. Immer wieder lustig anzusehen.
Das Set kam farblich ziemlich stimmig und passt auch gut zum neuen Renner. Allerdings hätte ich mir die Beschriftung vielleicht schon vor dem Kauf genauer ansehen sollen.
Mal abgesehen davon, dass ich nicht weiß, was „MT & C“ ist, ist mir der Schriftzug „Fastest Cyclist“ gar nicht aufgefallen. OMG! Also von „Fastest Cyclist“ bin ich ja noch oder längst wieder so weit entfernt wie von der Nähbude in Chenzen, wo es gefertigt wurde. Es prangt aber leider nicht nur auf der Brust sondern auch noch Quer auf dem Rücken. Ok, einen Vorteil hat das ja vielleicht. Es taugt zur Motivation von allen, die mich auf meiner Trainingsrunde oder auf Clubtouren im Frühjahr überholen werden. Schließlich passieren sie den „Fastest Cyclist“. ROFL. Na, wenn das kein Ansporn ist.
Statt dem Schriftzügen schenkte ich der Größentabelle des Anbieters etwas mehr Beachtung. Diese Angaben sind immer sehr sehr knapp bemessen und Textilien aus Asien fallen in der Regel meistens bis zu zwei Nummern zu klein aus. So auch hier und mit der gewählten XL …. na ja. Die Hose passte gut, doch das Oberteil scheitert irgendwie nicht nur an der angefressenen Corona-Plautze. Der Zipper hat oben keine Tasche und auch ist er auf kompletter Länge nur mäßig abgedeckt. Da bin ich von meinen Castelli- und Rapha-Klamotten deutlich mehr gewohnt. Der Saum ist gummiert, damit das Oberteil nicht rutscht. Für mich so ziemlich der einzige positive Aspekt an dem Teil. Die drei Rückentaschen sind eng und auch sehr klein gehalten. Offensichtlich eine Sparmaßnahme. Auch die Arme sind locker 2 cm zu kurz für mich. Mag ja durchaus sein, dass man da mit etwas mehr Training noch besser hineinpasst, wenn es vorne nicht mehr ganz so strämmt, aber für den ersten Versuch….
Kommen wir mal zur Verarbeitung und Qualität.
Ein gefährliches Reißgeräusch hörte ich schon bei der Anprobe der Hose. Ok, also vorsichtiger ziehen. An den Beinen befinden sich ca. 15cm lange Zipper, die ein leichtes An- oder Ausziehen ermöglichen sollen. Sie passte und auch der Bund saß ganz ordentlich. Leider kann man das von dem Sitzpolster irgendwie nicht sagen. Was als „SuperGel“ und „Shockproof“ und „Aircool“ angepriesen wurde, sitzt sich vom Gefühl her irgendwie wie eine volle Windel. Jetzt weiß ich wenigstens, wie sich meine Kids so gefühlt haben.
Ebenso ist der Sitz oder besser die Position des Polsters irgendwie nicht optimal. Auf meinem Fizik-Sattel hatte ich schon bei der Testfahrt ein rutschiges Gefühl. Nach etwa 100km Touren gab es aber keine Schmerzen am Popometer, was der Hose dann doch wieder einen kleinen Pluspunkt beschert.
Gut, man kauft so ein Set ja nun, um auch bei frischeren oder gar kühleren Temperaturen unterwegs sein zu können. Geht das? Von mir aus gesehen ein klares Nein. Wer an einem Spätsommertag noch unterwegs ist oder an einem warmen Herbsttag unterwegs ist, kommt damit klar. Bei Temperaturen unter 10 Grad wird es kritisch. Da ist das Set deutlich zu dünn. Das Material ist der übliche, simple Sommerstoff. Zudem sind die Nähte nicht versiegelt und der Zipper winddurchlässig wie die Grenze zu Dänemark.
Fazit:
Für wen ist das jetzt was? Für Einsteiger würde ich das Set dennoch empfehlen. Auch wenn die negativen Eigenschaften scheinbar überwiegen. Wer ein sehr günstiges Set sucht, ist damit erstmal ganz gut bedient. Radsport ist leider kein billiger Sport und gerade Anfänger stehen ersteinmal vor einem großen Kostenberg bei der Anschaffung des Equipments. Vor allem der Preis, der in der eBucht und auch bei Amazon unter 40 Euro liegt, schont hier das Budget. Man bekommt ein Set in Lang/Lang und kann damit auf Touren gehen. Es ist qualitativ von hochwertigsten Markenprodukten weit entfernt aber es funktioniert. Besser sogar, als müsse man noch im Oktober mit kurzem Zeug fahren.
Selbst als preiswertes Alternativset für erfahrene Radler kann es durchaus herhalten, wenn man die genannten Kritikpunkte beachtet und auch noch die richtige Größe erwischt. Es ist aber eben kein Thermo-Set und bei kühleren Temperaturen oder sehr schattigen Strecken kann es in dem Dress dann doch recht frisch werden. Für die Übergangszeit zum Ende des Frühlings oder dem Sommerende ist es aber durchaus eine Alternative. Unter die Hose passt auch eine Leggins und dann geht es hier auch wieder. Oben vielleicht eine Winddichte Radjacke drüber und dann ist das Problem auch vom Tisch.
Kurzum. Nicht optimal aber dennoch kaufbar.
Werbung: Verschiedene lange Radsets bei Amazon kaufen – klick hier
Getestete Grüße
//O.F.
Fotos: Anbieter / Privat