Das wahrscheinlich kleinste Fahrrad, welches wir in diesem Magazin je getestet haben! Wie der Umbau vom BMW Laufrad zum wahrscheinlich ersten Kidsbike so funktioniert und wie es hinterher aussieht, erfahrt Ihr in diesem Artikel.
BMW Kidsbike – Laufrad und das erste Fahrrad
Vorweg gesagt: Ich halte nicht viel von Laufrädern für Kinder. Eigentlich gar nichts. Das hat bei mir vielerlei Gründe und auch wenn ich selbst so einigen Kids in meinem Leben das Radeln beibringen konnte, sind Laufräder für mich nicht wirklich ein Einstieg in die Fahrradwelt. Schon gar nicht für die Kleinsten. Oftmals ohne Bremsen und noch öfter zu lange benutzt, werden die Kleinen schnell zu gefährlichen Flitzern auf dem Fußweg und preschen oft auch ohne zu gucken über Ampeln. Die Farbe dieser ist dabei egal und bremsen können sie auch nicht. Nur mit den Füßen. Verkehrssituationen sind für die Jungs und Mädels zwischen 3 und 5 Jahren überhaupt nicht erkennbar und noch weniger können sie Gefahren einschätzen. Man sieht es viel zu oft, wenn man mal halbwegs aufmerksam durch die Straßen in der Nähe von Kindergärten geht. Die gesetzlich pflichtmontierten Handbremshebel sind oftmals nicht ergonomisch genug und zu schwer zu bedienen. Kinder haben gar nicht die Kraft in der Hand, dort an der Bremse so zu ziehen, dass sie rechtzeitig zum Stehen kommen. Ich halte Laufräder schlichtweg für zu gefährlich und würde diese maximal auf abgesperrtem Terrain empfehlen. #justmytwocents
Im Kollegenkreis fand sich nun zufällig wieder die Möglichkeit, mal etwas mit dem Schraubenschlüssel zu spielen. Ein Laufrad sollte zum Fahrrad umgebaut werden.
Ok? Sowas gibt’s? Das war mir auch noch nicht bekannt. Und tatsächlich schleppte Chefchen ein Laufrad an, welches man umbauen kann.
Das Kidsbike wird vom Automobilhersteller BMW vertrieben und man kann es beim Fahrzeugkauf gleich mal als Dreingabe dazubekommen, wenn man sich wieder mal eine neue, größere Partikelschleuder kauft. (Greta ursakta mig Det är inte mitt fel. Han ville ha det så. 😉 ).
Optisch und technisch gefällt es mir als Laufrad sehr gut. Ein schöner Sattel, der ein wenig an ein Bonanza-Rad erinnert, Polster am Lenker, eine Tasche unter dem Rahmenrohr und ziemlich stabile Räder. Dunkelgrauer Lack und passende dunkelorange Taschen, Polster und Applikationen. In die Taschen passt reichlich Zeug. Ok, na vielleicht eine kleine Squeeze-Flasche mit Saft, Bonbons und ein paar Schokoriegel aber die Idee dahinter ist schon sehr nett und optisch gut anzusehen. Die 12″ Räder haben Decken aus Taiwan und das Gewicht der ganzen Konstruktion ist mit knapp 10kg durchaus als üppig zu bezeichnen. Natürlich darf an den Applikationen das Logo nicht fehlen, welches sich der Automobilkonzern auf auf diesem Rad gönnt. (Es wird übrigens in Shanghai zusammengeschraubt – Das zum Thema Bayern. 😉 )
Nun, das Laufrad war schon einige Zeit in Benutzung und der Spross sollte langsam mal an Kette und Kraftübertragung gewöhnt werden. Eine gute Idee, denn das Kids-Bike von BMW lässt sich tatsächlich mit wenigen Handgriffen auch als Fahrrad umrüsten. Man bekommt eine Kiste mit Zubehör wo alles drin ist, was man denn für den Umbau so benötigt.
Dabei gibt es einen Satz Pedale, eine Klingel, ein Reflektor-Set, einen Kettenschutz, natürlich die Kurbelbasis und eine Kette. Im Grunde ist das fast selbsterklärend. Das Kurbelkit wird in den Rahmen geschoben und verschraubt. Dazu muss man die Taschen etwas entfernen und mit den beigelegten Schrauben das Steckrohr im Sattelrohr verschrauben. Letzterer muss dabei etwas höher gestellt werden, da der Entwicklungsingenieur die Sattelstange zu lang bemessen hat. Sattel ganz runter mit Kurbelgarnitur passt nicht. Das Hinterrad verfügt bereits schon als Laufrad über den notwendigen Kettenantrieb, welcher durch eine Schutzkappe verdeckt ist. Man löst das Hinterrad aus seiner Position und es wandert ohne die Abdeckung in das untere Ausfallende. Ab diesem Zeitpunkt verfügt es auch über einen Rücktritt. Elementar wichtig für die ersten Runden auf dem Bike.
Die Kette aufgezogen und gespannt, die Pedalen angeschraubt und einen Kettenschutz angeklippt und schon ist man fertig. Keine halbe Stunde Sache und aus einem Laufrad wird das erste Fahrrad für den Spross. Also die Idee dahinter finde ich grundsätzlich Klasse. Schon der ökologische Aspekt, dass man nicht ein Laufrad und ein Kinderrad nacheinander kaufen muss, ist doch eigentlich schon einen Platz in Gretas Freundeskreis wert, oder?
Das Fahrrad besitzt eine offizielle CE-Kennzeichnung und gilt als Spielzeug. Dennoch muss ich an dieser Stelle auch Kritik loswerden. Wenn man ein Rohr in ein anderes schiebt, sollte wenigstens der Durchmesser in dieser Konstruktion halbwegs passen. Trotz zweifacher Schraubensicherung wackelt das Tretlager am bzw. im Sattelrohr. Also für ein Bike mit BMW-Logo erwarte ich da dann doch etwas mehr Passgenauigkeit und nicht soviel Spiel. Ebenso fehlt eine Möglichkeit, die Kette mit einem Kettenspanner zu spannen. Das könnte sich bei diesem Rad für ungeübte Eltern durchaus schwierig gestalten. Der größte Fail in meinen Augen ist hier aber die Inkompatibilität mit sämtlichen handelsüblichen Stützrädern. Wenn man die nicht auf die Kraft anbringen will und Kratzer im Lack riskieren will, passen keine! Das ist großer Murks und bedeutet, dass das Kind nach dem Umbau recht gleich das Radfahren erlernen sollte. Schön, dass es so etwas gibt, aber leider nicht zu 100% zu Ende gedacht.
Fazit:
Die Idee hinter dem Umbaukit ist hervorragend. Man kann das Rad weiter benutzen und spart dem Kind ein paar Tränen, wenn man es nur als Laufrad verkaufen müsste weil es zu klein geworden ist und die Kleinen es doch liebgewonnen haben. Sohnemann oder Töchterchen kann einfach weiterfahren mit dem was es kennt und als Fahrrad dabei dann noch viel mehr Spaß und Freude haben, als noch als Laufrad. Es ist wunderbar.
Technisch hat das BMW-Kidsbike allerdings Mängel und ist nicht unbedingt zu 100% durchdacht. Laufräder und auch die ersten Kinderräder bleiben aber auch nicht ständig im Haushalt. Zu schnell geht immer der Wechsel zum nächst größeren Rad. Man kann darüber hinweg sehen und im Grunde stört knarrende Plastik oder ein leicht wackelndes Tretlager auch nicht so lange. Kaufen würde ich es jetzt nicht, aber falls mir mal im Autohaus ein hübsches M-Coupe oder ein Xer gefällt, frag ich glatt den Verkäufer, ob er es mir in den Kofferraum legen würde. So rein aus Nettigkeit.
In diesem Sinne…
gebastelte Grüße
//O.F.
PS: Wenn Schmetterlinge nicht immer auf anderen Wiesen herumfliegen würden, als auf der eigenen, hätte „Habbuu“ glatt mal eine Probefahrt machen können, doch so blieb die Probefahrt dann Chefchens Spross vorbehalten. Schade eigentlich.
Fotos: privat