Mit dem eBike durch die Stadt und auf längeren Touren? Wie gut wird das wirklich? Wir haben ein Tiefeinsteiger eBike von Cube gekauft und getestet. Wie es geworden ist und ob es den ultimativen Härtetest auf einer Langstreckentour überstanden hat, erfahrt Ihr hier.
Cube Go-Town-eBike im Test
Schon vor einigen Monaten fand sich im familiären Umfeld ein neues Bike ein. Das alte Zündapp aus dem Supermarkt hatte ausgedient und diesmal wurde mal richtig in die Tasche gegriffen. Ein eBike sollte es sein und mangels freundlicher Händler in der Stadt (oder VerkäuferInnen, die den Job auch können) wurde es bei einem örtlichem dann ein eBike aus dem Hause Cube.
Bekannterweise bin ich kein großer Fan von eBikes. Zu teuer, zu schwer und durch die Drosselung auf 25km/h für mich selbst auch viel zu langsam. So war jedenfalls meine Meinung bisher zu den Akkuträgern auf zwei Rädern. Wobei ich natürlich allen, die Knie-, Kreislauf- oder auch Hüftprobleme haben, so ein eBike auch gönne und da dann auch den Verwendungszweck sehe. Eben aber nicht immer. Und wenn ich hier so die Rich-Kids mit eMTB durch die Stadt touren sehe…
Im Vorfeld wurde sich natürlich ausführlich über die aktuellen Angebote informiert und auch bei verschiedenen Händlern entsprechendes Gerät einer Probefahrt unterzogen. Maßgabe war auf jeden Fall, dass das Rad ohne Strom noch bewegbar bleiben sollte. Da gibt es auf dem Markt reichlich Kandidaten, die das nicht so können und man wahnsinnige Oberschenkelmuskeln bräuchte oder bekommt, wenn man das Rad ohne Strom fährt. Alle Räder wurden also auch mit abgeschaltetem Akku getestet um herauszufinden, welches diese Anforderung für eine fast 70jährige Fahrerin erfüllt. Die Wahl fiel letztlich dann wieder mal auf ein Cube. Es soll im Grunde Kurzstrecken zur Arbeit (einmal quer durch die Stadt) und natürlich für kleine Einkäufe auch das Auto ersetzen. (Wie oft könnte ich eigentlich die Strecken mit dem Auto fahren, bis der Kaufpreis vom Rad erreicht ist???) Zudem war für die Besitzerin durch Knieprobleme auch ein Tiefeinstieg notwendig, was die Auswahl zusätzlich einschränkte. Nachdem also bei einem Händler ein netter vierstelliger Betrag über den Tresen des Händlers gewandert ist, stand es also auch für mich für einen Test zur Verfügung.
Probefahrt
Irgendwie war das schon ziemlich überraschend für mich. Der Motor feuert in allen Modi ausreichend stark und in der Sporteinstellung fegt man förmlich über die Radwege. Von Ampeln geht es flott weg und auf Radwegen hat man schon das Gefühl, dass andere Radfahrer durchaus trödeln und nur „herumeiern“. Der Komfort und die Geometrie sind universal aber auch für unterschiedliche Menschen durchweg passend. Das hat Cube ganz gut hinbekommen. Der Sattel ist bequem und der Lenker ideal breit für ein gutes Handling. Grundsätzlich gibt es keine Stelle, wo man vielleicht noch etwas nachträglich ändern könnte. Nach knappen 10-km Probefahrt war ich dann doch begeistert. Natürlich bleibe ich bei meiner Meinung, auch in den nächsten 10 Jahren noch kein eBike besitzen zu müssen, es sei denn, mir fällt rein zufällig ein S3 von VanMoof in die Hände.
Ausstattung
Das ist schon ganz löblich, was Cube da so verbaut. Alles dran was man braucht und das auch sehr hochwertig. Na fast. Bei dem Gepäckträger hätte Cube auch ein paar Satteltaschen serienmäßig spendieren können. Aber wer will schon meckern.
Die Kette und der Motor sind gut versteckt. Das sieht alles sehr stimmig aus. Schutzbleche, Licht, gefederte Gabel, große Schwalbe-Reifen und natürlich einen abnehmbaren Akku. Alles da, was man braucht. Zudem werkelt eine 8-Gang-Nabenschaltung im Hinterrad.
Magura-Bremsen sorgen auch bei hohen Geschwindigkeiten für eine ordentliche Verzögerung. Das ganze sogar geräuschfrei.
Das Display ist bei allen Lichtverhältnissen gut ablesbar. Die Farben am Bike sind stimmig. Akzente in Orange heben sich gut von dem hellblauen (?) Rahmen ab und tauchen dezent überall mal auf. Es wurde sogar daran gedacht, dass man das eBike auch auf Touren mitnehmen möchte und es gibt bereits Schraubenlöcher für Trinkflaschenhalter.
Das man eBikes natürlich nur mit Helm fährt, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Die Gelegenheit für mich, mal meinen Stadthelm weiterzuvererben.
Der Härtetest
Ein Langstreckentest war dann im Spätsommer fällig. Geplant war eine spontane Fahrrad-Tour zum Rugardturm in Bergen auf der Insel Rügen. Knapp 35km von hier und das ganze natürlich auch wieder zurück. Der Akku zeigte gerade 3 Balken, was theoretisch bedeutet, dass irgendwas zwischen 50 und 75% an Leistung noch vorhanden ist. Leider geht die Strecke konstant bergauf. Reicht das für die Tour? Da mir die Strecke gut bekannt ist, hatte ich schon meine Zweifel, dass die Rückfahrt noch mit Unterstützung fahrbar wäre. Zudem war das Systemgewicht mit der Fahrerin deutlich über den üblichen Testeinstellungen der Hersteller und der Wind kam aus Nord-West, was letztlich nicht unbedingt zuträglich war. Hersteller scheinen eBikes immer mit 55kg-Persönchen auf ebener Strecke oder leichtem Gefälle unter Idealbedingungen und Windstille im Labor zu testen. Die Reichweitenangaben sind real bei keinem Hersteller (evtl. maximal noch bei Van Moof) zu erreichen.
Flott ging es über die breiten Radwege an der alten B96 und ziemlich ohne Pause gelangten wir auch in Bergen zum Rugard. Die Unterstützungseinstellung wurde hierbei auf „Tour“ gestellt und gelegentlich auch in den Soft-Modus gewechselt. In Bergen zeigte der Akku hier aber trotzdem schon nur noch einen Balken. Also irgendwas zwischen 0 und 25%. Den halben Akku auf 35 km verbraten und die Rückfahrt stand noch aus.
Jetzt machte es sich deutlich bezahlt, dass man beim Kauf explizit darauf geachtet hatte, dass das Rad auch ohne Strom noch leicht fahrbar ist. Nur wenige Kilometer hinter Bergen auf der Rückfahrt stieg das Display am Cube eBike aus und signalisierte so deutlich: Selbst treten. Glücklicherweise geht es auf der Strecke in Richtung Stralsund ganz leicht bergab. Das erleichtert einiges. Das Rad ließ sich auch ohne Strom gut treten und die Fahrerin war doch schon recht angetan von der Technik. Auch Geometrie und Handling sorgten für keinerlei Beschwerden bei einer so spontanen Tour, die dann in Summe auch noch gute 70km in die Strava-Liste schrieb. Die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit, bis hin zu derben Kopfsteinpflaster in Bergen steckte das Rad hervorragend weg. Die Reifen von Schwalbe rollen hervorragend und sind hier erste Wahl. Ebenso verzögerte auch die Magura-Bremse das Kampfgewicht an Brückenüberfahrten hervorragend. Ok, von Magura ist man auch nichts anderes gewöhnt.
Fazit
Kein schlechter Kauf. Wer sich einem eBike widmen will, ist bei Cube sehr gut aufgehoben. Man erhält eine sehr hohe Bike-Qualität zu einem ordentlichen Preis. Würde ich über ein eigenes eBike nachdenken wollen, wäre ich wahrscheinlich auch wieder bei Cube auf der Seite zum stöbern. Von mir gibt es – auch als Nicht-eBike-Fan durchaus einen Kauftipp.
Schaut gerne mal bei Cube Bikes vorbei. Es lohnt sich.
Getestete Grüße
//O.F.