Bastelrad – Projekt Fjäril – Ein Schmetterling

Nicht jeder Prinz kommt auf einem weissem Pferd. Doch es soll aber ja schon vorgekommen sein, dass der Prinz wenigstens einen weissen Drahtesel hätte mitbringen können. Irgendwann im September / Oktober reifte mir die fixe Idee, mal ein sportliches Damenrad mit Rennambitionen zu basteln. Codename „Projekt Fjäril“.

Fjäril – Ein Schmetterling für’s Damenherz

Schon viele Damenrenner habe ich in den letzten Jahren in Fotoalben von Freunden bei Rennrad-News gesehen und irgendwie wollte ich sowieso gerade wieder einen Renner bauen. Gerade war ein Damen-Cityrad wieder etwas optimiert worden und für tägliche Touren aufgebessert und Zeit, sowie der Bedarf und Wunsch an so einem Rad war auch geweckt. Also auf die Suche gemacht und fündig geworden. Ein Rahmen, so wie ich ihn wollte, fand ich im örtlichen A&V. Leider hatte der Laden keine Möglichkeit, Kreditkarten zu aktzeptieren. Also ein paar Tage später wieder hin. Und weg war es.

Erst wieder im Dezember, bei einen erneuten Besuch im gleichen Laden gab es eine Überraschung. Es stand wieder. Touristen hatten das Rad für ein paar Tage Nutzung gekauft und dann wieder zurückgebracht. Nur war diesmal eigentlich kein Bedarf mehr da. Das Projekt war schon aus dem Kopf gestrichen. Kurz entschlossen gab es dann doch Bares für den Ladenbesitzer und das Rad wanderte schnurstrax in den Kofferraum und dann zur Bestandsaufnahme in die heimische Küche. Erstmal.

goericke_damenrad

Die Bestandsaufnahme bestätigte, was der flüchtige Blick im Laden schon erahnen ließ. Ziemlich abgeritten die Kiste, aber durchaus machbar. Überraschenderweise gab es ein originales Vorderrad von 1986 mit Maillard-Hochflanschnabe und Weinmann-Felge in gutem Zustand.

Mit Hilfe der übriggebliebenen Buchstaben auf beiden Seiten des Rahmes, konnte der Hersteller als  Göricke diagnostiziert werden. Im Hinterrad war eine Nabenschaltung von Torpedo verbaut, die aber nicht mehr angesteuert werden konnte.

Nett und mir bislang völlig unbekannt war auch die Vorderbremse von Weinmann. Die Schutzbleche erwiesen sich in gutem Zustand und der Rest wird sowieso umgebaut. Ein interessanter und sehr kleiner Gepäckträger für vorne war verbaut. Der wird auch nicht mehr weiterverwendet und sicherlich im Forum einen Abnehmer finden.

weinmann_bremse

Die Zielsetzung wurde gedanklich klar umrissen:

Stilistisch gibt es nur drei Vorgaben und zwei Ziele. Es sollte schön werden und nicht viel kosten. Streng geregelt war hierbei nur die Farbe des Lenkerbandes, welches sich an der Beschriftungsfarbe des Hauptrohres orientiert. Die Farbe der Züge wird der Rahmenfarbe angepasst. Der Rest sollte mit klassischen und funktionsfähigen Teilen ausgerüstet werden. Also ran an die Magic-Teilekiste und umgebaut.

Ein Testan- und umbau zeigte, dass die dünnen Rennradsättel durchaus passen würden, doch in Rahmenfahrbe viel schöner aussehen würden, wenn die Sattelstange wieder die Farbe des Lenkerbandes hätte. Da so ein Teil nicht im Sammelsurium liegt, wurde ein klassischer Sportradsattel verwendet und das macht optisch doch eine bessere Figur. Zudem sollten zukünftige Prinzessinnen-Popöchen nicht auf ultraharten Sätteln zerdrückt werden. Der entfernte und uralte Ledersattel mit Federung macht nun auf dem Diamant-Projekt Prinzenhintern glücklicher.

sportsattel_rennrad_klassis

Die Laufräder wurden gegen gleichaltrige aus dem Lagerbestand getauscht. Hinten werkelt nun ein 6er-Kranz von Maillard in Verbindung mit einer Sachs-Schaltung. Vorne ging die Hochflanschnabe mit Vollachse und eine Weinmann-Felge und Maillard-Nabe mit Steckachse aus 1986 hielt Einzug. Stilunterschiede zu vorher gibt es da eher weniger, doch Achsen sollten wenigstens gleich sein. Durch den Wegfall der Nabenschaltung muss nun eine zusätzliche Bremse für die nötige Verzögerung sorgen. Auch die lag noch in reichhaltiger Auswahl in den Boxen. Die Decken reduzierten sich in Höhe und Breite gleich erheblich auf 23mm. Nagelneue KENDA Kontender lagen ebenfalls noch auf Lager herum. Eine preiswerte Rennrad-Decke für sportliche Ambitionen sollte hier durchaus reichen. Die Pedalen waren fertig und wurden gegen sportliche, aber beitseitig nutzbare, Fußauflagen getauscht.

Der sportliche, aber verbogene Damenlenker ging vom Rahmen und mit einem Rennlenker mit Shimano 105er-Bremsgriffen und schwarzem Griffband sieht das Konzept schon recht stimmig aus. Der Vorbau stört allerdings und wird noch gegen einen dünneren Lenkervorbau getauscht. Die Schutzbleche und der Gepäckträger bleiben da wo sie sind. Schließlich können Prinzen auch nichts für schlechtes Wetter.

goericke_damenrad_rennlenke

Die große Lampe hinten wird noch durch eine kleinere ersetzt und diese vielleicht eine Etage tiefer gesetzt. Vorne soll ein kleiner LED-Chromestrahler für Beleuchtung sorgen. Idealerweise soll er dann auf dem Schutzblech stehen. Die Bremse dort blieb erhalten.

Das Kurbelwerk macht den Großteil der Arbeit aus. Hier sind vorerst noch zwei völlig unterschiedliche Arme verbaut und die Pedalen den Namen nicht mehr Wert. Da gibt es in Kürze Ersatz von Ofmega oder ein zweifach-Kranz aus der 105er Gruppe. Falls ja, wird auch die Schaltung an die Gruppe angepasst. Das ist aber noch Schnee vom Frühjahr.

damfietsen_goericke

Die Totalzerlegung, Rostentfernung und Neulackierung war dagegen ein Kinderspiel, da das Perlmutt-Weiss gegen RAL-Weiss  getauscht wurde, ging das noch recht einfach. Schaltzüge in Rahmenfarbe gab es bei Ebay und passende Lämpchen auch. Guß- und Chrometeile wurden etwas aufpoliert und das war es dann auch schon. Dekore mit Schmetterlingsmotiven und Tribals gab es passend in der Bucht, werden aber erst nach Weihnachten aufgebracht.

 

Schließlich sollte es ein Fjäril (Schmetterling) werden und mit der neuen Rahmenbeschriftung und den Tribals ist aus dem alten Göricke wohl doch noch ein schöner Schmetterling geworden, der noch viele Jahre durch die Gegend fliegen kann.

Fertig. Und?

Kosten:

Radpreis: weniger als 29,- Euro

Sammelsurium: gratis (Gegenwert ca. 100 Euro)

Lenkervorbau – 15,- Euro

Kette 10,- Euro

Zughüllen 10,- Euro

Dekore: 15,- Euro

Schlauch: 10,- Euro

Pedale: 10,- Euro

Zeitaufwand: ca. 10,- Stunden

Demnächst vielleicht noch:

Kurbeln mit 2fach-Kranz ca. 40 Euro

105er Schaltung hinten und vorne

Fazit: Ein recht schneller und kostengünstiger Umbau für jede Wetterlage.

Mir gefällt’s ziemlich gut und so mancher Prinzessin tät dieser Draht-(Esel) wohl auch besser gefallen als ein weisser Schimmel. Zudem, wenn er nur mal kurz vorbeireitet.

Was macht man nun damit? Derzeitig ist der Schmetterling im Garagenlager gefangen und wartet auf wärmere Temperaturen im Frühjahr. Vielleicht findet sich bis dahin auch noch eine Prinzessin, die das Rad zu schätzen weiß.

Geschmetterte Grüße

//O.F.

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