18 Monate ohne Auto – Hat es funktioniert?

Braucht man in der heutigen Zeit noch unbedingt ein Auto? Ich habe mein letztes Auto im Sommer 2022 verkauft und mache seither alles mit dem Fahrrad oder ÖPNV. Wie die letzten Monate so gelaufen sind, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Dauerhaft ohne Auto unterwegs – Funktioniert das? 

Ich hatte in meinem Leben viele Autos. 33 Stück um genau zu sein. Gute und Schlechte. Alte und Neuere. Schnelle und langsame. Eines hatten aber alle gemeinsam. Sie haben viel Geld gekostet. Ob Kaufpreise, Steuern, Versicherung (die gefühlt seit Jahren zwar von den Prozenten aber nicht von der Beitragshöhe sinkt) bis zu Werkstatt-und Betriebskosten gingen viele bunte Scheine über Tresentische und durch das Konto an die  verschiedensten Empfänger. Es waren enorm viele Scheine. Ich hätte das alles mal zusammenzählen sollen. Das wäre ein hübsches Sümmchen geworden, denn den PKW-Führerschein habe ich seit 1991. Doch seit September 2022 sollte alles für eine ganze Zeit anders werden. Ich verzichte auf meine Autos und habe auch den letzten Wagen, einen schönen Volvo 945, einfach verkauft.

Was spare ich dabei wirklich? 

Gleich vorweg. Es ging mir bei der Aktion nicht um den schlichten Sparbetrag. Ich bin auch nicht zum Super-Öko-Fanatiker mutiert. Ehrlich gesagt, kann ich mit dem aktuellem Grün recht wenig anfangen und ich kann mir ein Auto leisten und das auch finanziell problemlos. So hoch ist der Sparbetrag dann auch wieder nicht. 32 Euronen Versicherungsprämie spare ich nun jeden Monat und jährlich gut 150 Euro an KFZ-Steuer. Das ist nicht viel und der nächste Einkauf für eines meiner Fahrräder wird das wohl sicher wieder auffressen. TüV und Reparaturen spare ich auch noch, doch auch das ist gar nicht so viel Geld, was ich dort sparen könnte. 

n+1 – Der Bestand

In meinem Radbestand befinden sich aktuell gut 8 Räder, die mehr oder weniger sofort nutzbar sind. Natürlich waren zu dem Zeitpunkt der Crosser, das Rennrad und der Tourer die Hauptfahrgeräte. Ein paar „Stadtschlampenräder“, die nach nächtlichen Partys auch mal in der Altstadt stehen bleiben und erst zwei oder drei Tage später (oder gar erst nach einer Woche) wieder geholt werden, gehören ebenfalls zum Portfolio, wie auch ein paar Baustellen für Kleinanzeigen-Höker und natürlich das elektrische Herkules Elektra Bike im Studio. Soweit so gut.

Lebensstile

Wenn man so ein Experiment macht, sollte auch der eigene Lebensstil passen. Wer täglich 30km zur Arbeit fährt und keinen Anschluss an den ÖPNV hat, muss mit einer deutlich sportlicheren Note rechnen. Wer den Supermarkt des Vertrauens am anderen Ende der Stadt hat, kann es vielleicht auch nicht und wer körperlich beeinträchtigt ist, sei es bei der Kondition oder grundsätzlich gesundheitlich, wird mit dem Experiment auch nicht viel Spaß haben. Bei mir passte es. Der Job ist seit Jahren nur 5 Fußminuten weg, Supermärkte habe ich ganze 8 an der Zahl im Umkreis von 1500 Metern, dazu noch zwei Tankstellen, einen Bahnhof und einen Baumarkt. Also alles eher ideal bei mir. Selbst mein neuer Job in wenigen Wochen ist von der Wohnung nicht weit entfernt. Man kann vorher oder während des Fahrzeugverlustes und der Umstellung vielleicht noch etwas anpassen, aber niemand wird nur deswegen beispielsweise umziehen wollen. Vielleicht ist aber auch ein Umzug der Grund, warum man zukünftig auf das Auto verzichten könnte. Das muss bei jedem, der sich mit dem Gedanken trägt, das Auto abzuschaffen, sehr individuell betrachtet werden.  

So war es bisher…

Mein Projekt startete also im September und jedem sollte damit auch klar sein, dass der Sommer damit so gut wie vorbei ist. Anders ausgedrückt, kann man sich schon einmal die dickeren Radsachen herausholen, denn besser als im Sommer wird es ja eher nicht. Da ich auch weiterhin nicht zum Job mit Rad fahren musste, wurden stattdessen mehr Trainingsrunden eingeschoben, bis die Wetterlage die dünnen Reifen auf dem Rennrad nicht mehr zuließen.

Die Umstellung bedeutete aber auch, dass alle Einkäufe und Fahrten nunmehr mit dem Rad oder ÖPNV / Bahn gemacht werden mussten. Eine der größeren Umstellungen, da man nun nicht mehr mal eben fix mit dem Auto an das andere Ende der Stadt zum Einkaufscenter fahren kann um mal etwas Abwechslung bei der Geldvergabe zu haben. Wie bereits erwähnt, habe ich aber ausreichend Lebensmitteldiscounter in der näheren Umgebung und im Grunde brauchte ich auch nicht zwingend in die größeren Lokalitäten und verzichtete fortan darauf.

Weiter ging es mit dem Cyclocross-Bike und natürlich war auch der Tourer mit von der Partie. So gingen die ersten Wochen ins Land und im Grunde hat sich zum bisherigen Lebensstil nicht viel verändert.

Der Winter kam und sollte sogar sehr warm werden. Eine längere Weihnachtsrunde auf dem Tourer, Wintertraining mit dem Crosser bei durchgängigen Plusgraden auf Wald- und Feldwegen und meine obligatorische Neujahrsrunde in der Region folgten.  Wieder kam ein schöner Frühling, der nicht nur längere Trainingsrunden brachte sondern auch gleich noch ein neues kleingärtnerisches Hobby. Alles, was in den kleinen Schrebergarten verbracht werden musste, wurde ebenfalls mit dem Rad erledigt. Ob neue Gartengeräte oder Pflanzen – all das funktionierte, dank sehr robuster Fahrradtaschen (Videotipp: Valkental ValkBasic vorgestellt ) auch hervorragend. Entsprechend ging es im Sommer auch mit der Ernte wieder Retour bzw. auf die Verteilungsrunde in der Stadt. Alles kein Problem. Das Rennrad fand einen jugendlichen Enthusiasten, der es zu einem gutem Kurs übernommen hatte und war fortan nicht mehr im Bestand. 

Wieder wurde es Herbst und ein Winter zeigte im November, dass es mit dem Rad um diese Jahreszeit doch recht kalt werden kann. Leider gibt es nach meiner Meinung gar keine warmen Fahrradhandschuhe, die gleichzeitig auch winddicht sind. Ich habe jedenfalls noch keine gefunden und lasse mich gerne eines Besseren belehren. Nichts desto trotz muss auch da gefahren werden und es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Also ging auch das. Ein kühler Dezember mit reichlich Schnee im Norden rundete das Jahr dann auch endlich wieder ab. In Summe kam wieder ein fünfstelliger Kilometerbetrag zusammen und so richtig wurde das eigene Auto nicht vermisst.

Pannen und Tricks

Natürlich geht es nicht ohne Auto in unserer Zeit. Man muss da dann flexibel und kreativ werden. Größere Transporte wurde so gelegt, dass dafür dann auch eine passende Transportmöglichkeit zur Verfügung stand. Vom Miet-Transporter vom Möbelhaus bis zu Autos von Freunden und Kollegen war alles dabei und retteten diese kleinen „Notfälle des Lebens“ dann immer spontan oder mit abgesprochener Vorlaufzeit. So konnte ich oft genug Möbel von Kleinanzeigen oder größere Dinge für den Garten transportieren und musste mich nicht quälen. Sogar ein neues CarSharing-Unternehmen habe ich gelegentlich mal für ein paar Stunden ausprobiert und letztlich auch für gut befunden. 5 Euro für 3 Stunden Autofahren war dann ok soweit. Wie schon gesagt, ist meine eigene Ersparnis an Kosten für ein Auto jetzt nicht so relevant, da ich meinen „Lappen“ lange genug habe um entsprechend über günstige Versicherungsprozente zu verfügen. 

Fazit

Bis jetzt und für mich selbst hat es funktioniert. Ab März stellt sich bei mir ein neuer Job ein. Auch dieser, sollte meinen Lebensstil weiterhin nicht tangieren. Schwieriger wird es im Sommer, da ein Umzug in eine andere Stadt ansteht und diese ist, salopp gesagt, mickrig und nicht mit meinem neuen Arbeitgeber kompatibel. Das bedeutet, dass ich dann einen langen Weg zur Arbeit unterwegs sein muss. Ob das dann auch wirklich funktioniert muss sich erst zeigen. 

Bis jetzt bin ich zufrieden und ein eigenes Auto habe ich seit 18 Monaten nur ganz selten vermisst. Natürlich schaue ich gelegentlich nach einem neuen Untersatz aber Dank unserer lustigen Politik und den weltweiten Krisen sind mir die Gebrauchtwagenpreise aktuell auch deutlich zu hoch. Ich habe auch keine Lust mehr auf eine erschwingliche Grotte. Also in Summe: Es passt (noch)

to be continued…

Geradelte Grüße

//O.F.

Werbung:

Suchen - Finden - Sparen:
Mit dem Code KETTE10 könnt Ihr jetzt 10% beim Einkauf von Fahrradtaschen im Shop von Valkental sparen.

Valkental ist unser Premium-Partner auf diesem Magazin, wenn es um hochwertige Fahrradtaschen, Jacken und Rücksäcke für unsere Touren geht. Klick auf das Banner um mehr zu erfahren.