Globalisierung kann ja so schön sein. Man bekommt so Fahrradteile, Zubehör und Equipment preiswert von Anbietern und Herstellern aus weit-weit-weg in wenigen Tagen direkt an die Haustür. Doch was taugt sowas? Wir haben Radfahrbekleidung aus China getestet.
Cheji China Cycling Dress im Praxistest
Ein langes Dress für windige Tage auf den Straßen wurde gesucht und leider ist Equipment teilweise sehr kostenintensiv. Für ein Lang-Set sind 90 bis 160 Euro nicht selten. Also auf in ein bekanntes Auktionshaus und dort mal schauen, was der Markt so hergibt.
Wir fanden einen Anbieter aus UK, der ein Cheji Cycling-Dress in lang zu aktzeptablen Konditionen im Angebot hatte. Beim Billigkauf gelten im Grunde zwei Regeln. 1. Wer billig kauft, kauft zweimal. 2. Bis zu einer gewissen Preisgrenze kann man nicht viel falsch machen.
Das Cheji Trikot-Set mit Hose wird derzeitig für knapp 25 Euro angeboten. Also tritt obige Regel 2 in Kraft. Mal testen, was es taugt. Der Anbieter stammte aus England und verschickt von dort seine Artikel. Im Kaufpreis waren die Versandkosten bereits inklusive. Ok. Kann sich dann eindeutig nur um China-Ware handeln.
Die Sendung kam, in gewohnt chinesischer Manier, in einer Versandtüte nach nur 8 Tagen nach der Bestellung. Schlecht ist das ja nicht. Lässt sich super pressen. In ganz Asien läuft Postversand so ab. Nur Europa hätte lieber Hartboxen, selbst für Briefe. Das Set war in der Tüte nochmals in einer Extra-Verpackung eingeschweißt. Also versandtechnisch schon alles gut. Farblich passte alles wie angegeben und auch die Größenangabe stimmte.
Also anziehen und testen. Gut. Lang heißt nicht zwingend Winterkleidung. Das macht dieses Set eindeutig klar. Sehr atmungsaktiv um nicht zu sagen dünn, wie das Foto beweist. Für das Wintertraining auf der Straße muss man wohl eher auf hochwertigere Markenkleidung setzen, denn mit diesem Set möchte ich selbst bei 10° nicht mehr zwingend raus. Ich bin da eh in dieser Saison der Schönwetterfahrer geworden und der Sommer scheint hier im Norden irgendwie auch nicht aufzuschlagen. Jedenfalls nicht richtig.
Die Passform war sehr gut. Bedenken wegen einer XL ergaben sich bei den gegebenen 181cm Körperhöhe durchaus und zerschlugen sich glücklicherweise bei der Anprobe. Hätte ja auch hängen können wie ein Lappen. Aber chinesische XL’s sind wohl europäische L’s. Die Beine hätten 5cm kürzer gekonnt, aber der Rest passt und sitzt besser, als ein Crivit Fahrradtrikot in „L“, welches wir vor einiger Zeit mal testeten.
Das Material ist Polyester und Lycra. Als Funktionen ist Quick-Dry und Atmungsaktiv angegeben. Beides ergibt sich aber aus der Materialwahl und eine Proberunde zeigte, dass es wirkt. Laut Hersteller wurde für die Prints hochwertige italienische Farbe verwendet. Hmmm. Läßt sich jetzt nicht wirklich überprüfen. Die Prints sind dezent und den Slogan „Cycling praising live“ kann man ignorieren. Wer auf den Preis schaut, kann nicht auch noch coole Sprüche erwarten. Somit völlig Banane. Das Gesamtkonzept ist stimmig und sieht auch angezogen noch fahrtauglich aus. Anti-Rutschbänder gibt es weder am Saum der Hose noch am Trikot. Die Gummis sitzen allerdings recht fest, so dass hier auch im Fahrtest wenig rutschte.
Der Reißverschluß des Oberteils ist versteckt und durchgehend. Da ist das an und aus kein Problem. Die Bündchen der Arme sitzen gut und der Schnitt des Oberteils geht auch hinten weit nach unten, um nicht in Fahrposition hochzurutschen. Der Kragen sitzt eng und angenehm, wie auch von hochwertigen Teilen gewohnt. Auf dem Rücken sind drei Taschen. Die äußeren Taschen sind unterschiedlich groß, aber alle gleich hoch und anders, als in besagtem Crivit-Trikot. Eine verschließbare Tasche gibt es nicht und die Mitteltasche eignet sich hervorragend für den Transport einer zusammengefalteten Regen- oder Windjacke. Die Funktionstücke an den Seiten sind gut erkennbar und die Nähte auf den ersten Blick gut verarbeitet.
Die Hose kommt ohne Träger. Diese wären noch ein Feature gewesen, aber man kann bekanntlich nicht alles haben. Dafür ist der Tailien-Bereich hoch geschnitten und die Hose bleibt so immer unter dem Trikot. Das Gummi ist straff aber angenehm.
Wichtig bei Hosen sind immer die Polster. In diesem Falle sind die hinteren Platten unter den Gesäßknochen wirklich Platten und recht hart. Das mag sich geben mit der Zeit. Die anderen Polster in der Einlage sind angenehm. Ebenso hat die Hose an beiden Beinen lange Zipper mit 25cm Länge. An und aus ist damit auch kein Problem. Design und Farbgebung der Hose passt zum Oberteil und trägt zum stimmigen Gesamtbild bei. Auch hier sind die Nähte gut verarbeitet. Keine Beanstandungen soweit.
Fazit:
Viel Text für ein Dress für 25 Euro, oder? Aber das macht diese Seite eben aus. Wir testen nicht nur High-Class-Profi-Gewinner-Equipment sondern auch das, was sich der Otto-Normal-Verbraucher und Einsteiger mit sportlichen Radfahrambitionen zu leisten gedenkt.
Zum Winter kommt definitiv was anderes an die Haut, doch für Trainingsstunden am Morgen oder zum Abend hinein, für den Beginn der Übergangszeit oder für alle, die einfach nur warme Knie haben wollen reicht sowas auf jeden Fall aus. Vielleicht kann man ja noch ein Baselayer unter das Oberteil ziehen, wenn es doch zu frisch wird. Komfort und Optik sind angenehm und für den Preis hält das Set wahrscheinlich auch mehr als eine Saison durch. Für Einsteiger sind die Sets in dieser Preislage hervorragend geeignet, wenn sie Radsport und Radtraining mal ausprobieren wollen und noch nicht genau wissen, wie lange das Hobby denn gehen wird. Upgraden nach oben geht immer. Hochwertige Sets lassen da dann aber schon Löcher in der Geldbörse, sind dafür dann aber auch Wintertauglich. Ideal ist das Set auch als Reservedress, wenn die guten Sachen mal wieder noch in der Wäsche sind.
Bei dem Preis und obiger Regel 2 – Nichts falsch gemacht! Ein klarer Kauftipp von hier aus.
Hier noch der Link in den Händlershop des Anbieters. (ebucht). Vielleicht ist ja jemand auf den Geschmack gekommen.
Fotos: Anbieter / Privat