Radsport kann bisweilen auch zum Extremsport werden, wenn man es darauf anlegt. So wie Steven Abraham aus Milton Keynes im Vereinigten Königreich. Er probiert gerade, wie weit man in einem Jahr mit dem Fahrrad fahren kann.
Ein Jahr Timetrail
Steven Abraham, aus dem kleinen britischen Nest Milton Keynes, ist ein wahrer Extremsportler auf dem Rad geworden. Der passionierte Radfahrer, der bereits in den vergangenen Jahren mehr Jahreskilometer sammelte, als ganze Radsportclubs zusammen, setzte sich ein großes Ziel. Er will den Weltrekord in Jahreskilometern knacken.
Ok. Wie hoch ist der denn, mal so rein ambitioniert gefragt?
20.000km, 25.000km oder 40.000km?
So Leute aus der MdRzA-Fraktion (Mit dem Rad zur Arbeit), sollten da doch gute Karten haben, oder? Ganz falsch gedacht!
Der einzig offiziell dokumentierte und im Guinnesbuch verbriefte Rekord stammt bereits von 1935 und liegt bei sage und schreibe 75065 Meilen in einem Jahr auf dem Rad. Dies sind umgerechnet 120.805 Kilometer. Derzeitiger Rekordhalter ist Tommy Godwin (1912–1975). Er schaffte nicht nur in dem Jahr diese enorme Leistung, sondern erfüllte auch gleich mal die schnellste Erlangung der 100.000-Meilen-Marke (106.000km).
Es gibt also Menschen auf diesem Planeten, die geben mal eben den Job für eine Weile auf um das Hobby ganz darauf auszulegen, solche Rekorde brechen zu wollen. Schon alleine die Strecke ist enorm. Wie weit ist das nun, damit man sich das mal real vorstellen kann? Auf seiner Homepage bietet Steven gleich mal einen visuellen Erklärungsansatz.
Während man selbst wahrscheinlich im Jahr nicht über 10.000km kommt, sind die zu schlagenden 75.000 Meilen eine richtige Hausnummer. 86 mal von Lands End bis John O’Groats oder anders: 25x RAAM (RaceAccrossAmerica). 75.000 Meilen bedeuten, dass man täglich 300km mit dem Rad zu fahren hat! 300km täglich bedeuten, bei einem Schnitt von 25 km/h auch 12 Stunden im Sattel!
Täglich!
Steven Abraham versucht es seit dem 1.Januar, nach langer Vorbereitungszeit und selbst ein Verkehrsunfall mit Knochenbrüchen im Mai, ließ ihn nicht aufgeben.
Auf seiner Homepage http://oneyeartimetrial.org.uk/ dokumentiert er via Strava-Widget seine tägliche Runde und erzählt auch mehr über das Ziel.
Unerfahren ist Steven auf dem Rad keineswegs. Schon in frühester Jugend fuhr er weiter als mancher es heute jemals machen würde und die üblichen Langstreckenrennen in Europa und der Welt hat er alle schon bestritten. In Zeiten seiner beruflichen Tätigkeit waren tägliche Pendelfahrten von knapp 70km je Tour an der Tagesordnung. Er ist Audax und UMCA-Mitglied (UltaMarathonCyclingAssociation). Ein Profi auf zwei Rädern eben.
Dass man bei 11-13 Stunden Sattelzeit nicht mehr arbeiten kann, dürfte klar sein. Er finanziert das Projekt, seinen Lebensunterhalt, Begleiter und sonstige Kosten über Sponsoren und Spenden von Freunden und der wachsenden Zahl Fans.
Derzeitig stehen knapp über 50.000 Meilen auf seinem Tacho und das Jahr hat auch noch einige Wochen übrig. Ob er es schaffen wird, weiß er selbst nicht. Wie der Unfall im Frühjahr zeigt, kann immer etwas dazwischenkommen. Sicher ist er sich selbst erst, wenn er es geschafft hat.
Wir werden sehen, wo der Zähler am 31.12.2015 steht und drücken bis dahin ganz fest die Daumen.
Bilder (C) by Steven Abraham, HP