Die 90er waren ziemlich bunt, wild und innovativ. Der Zufall brachte uns die „wahrscheinlichste“ Urmutter der eBikes in den Bestand. Die Firma Hercules verkaufte am Anfang der 90er Jahre bereits ein Elektrofahrrad mit dem passenden Namen „Electra“. Wir schauen es uns in diesem Artikel an und bauen dieses Rad als 2. Sommerprojekt 2021 wieder auf. Hier erfahrt Ihr mehr.
Hercules Electra – Wilde 90er in Pink
Für uns ist dieser Artikel eine richtig kleine Premiere. Zum ersten Mal in der bereits 9jährigen Geschichte dieses Magazins war das Video auf unserem Youtube-Kanal vor dem getippten Artikel fertig. *freu* Auch wenn wir feststellen mussten, dass die Arbeit auf der zusätzlichen Plattform viel Zeit frisst und auch nicht immer einfach ist. Zudem macht der Wechsel des Betriebssystems und der daraus erfolgten Änderung des Schnittprogramms zu schaffen. Aber das wird noch, versprochen. Doch nun zu unserem 2. Sommerprojekt.
Mit Drehgas und Akkupack in die Zukunft?
Fahrräder wurden gerade in den 90ern stetig weiterentwickelt und technisch immer besser. Der Fahrradhersteller Hercules hatte schon zum Anfang der 90er Jahre die technischen Möglichkeiten genutzt, ein Fahrrad zu elektrifizieren und brachte es als Hercules Electra auf den Markt.
Theoretisch hätte es ein Riesenerfolg werden können, doch leider war genau das Gegenteil der Fall. In den wenigen Baujahren wurden nur knapp 20.000 Räder verkauft. Ein Fahrrad am Abend aufladen zu müssen war den Kunden dann wohl doch viel zu wild. Die angesprochenen Käuferkreise waren noch nicht so weit, den Sinn hinter der Elektrifizierung zu erkennen. 30 Jahre später ist es bei vielen, mich eingeschlossen, ja auch immer noch so. Ebikes akzeptiere ich eigentlich nur bei Menschen, die sonst auf die Fortbewegung mit dem Rad verzichten müssten.
Dieses Rad hatte den Nachteil, dass es als Leichtmofa zugelassen werden musste. Der mit einem Drehgriff am Lenker zuschaltbare Gleichstrom-Motor unterstützte das Fahren ohne Treten. Als Fahrer benötigte man somit zwingend einen Führerschein, eine Mofa-Haftpflichtversicherung und entsprechend auch ein Versicherungskennzeichen. Hürden, die die Käufer irgendwie nicht unbedingt zu dieser Zeit wollten. Bei selbiger Regelung zu aktuellen eBikes würde der Markt wahrscheinlich auch sofort einbrechen. Aber wir können ja gespannt sein, was noch so passiert, denn bekanntlich kennt der EU-Regulierungswahn keine Grenzen und treibt manchmal seltsame Blüten. 😉
Der Motor, der über eine zweite Kette angetrieben wird, ist auch recht schwachbrüstig mit seinen 0,36 kW oder besser 0,5 PS. Also ein halbes Pferd oder ein größerer Hund, der das Rad zieht. Die Electra wurde auf max. 20 km/h beschleunigt, was heute ja auch schon jeder eRoller kann und die Reichweite war mit 25 Kilometern (in der Ebene in Holland oder im Prüflabor) auch unter den Erwartungen der anvisierten Käuferschichten.
Unsere Electra ist in einem recht gutem Zustand geblieben. Keine großen Roststellen oder Verbiegungen. Dennoch gibt es eine Mängelliste. Das Ladegerät fehlt, der Zündschlüssel auch, der Akku ist komplett platt, die 3-Gang Torpedo-Schaltung wurde entfernt und kleinere Blessuren der Jahre sind auch nicht ausgeblieben.
Viel Arbeit wartet auf uns bei diesem Rad und es wird wahrscheinlich jede Menge Geld kosten. Allein das Akkupaket kostet schon fast ein halbes Cube Einsteiger-MTB. Ganz schön Uff! (Falls Ihr zufällig Ersatzteile dafür im Keller habt, fühlt Euch frei und eingeladen uns ein Angebot zu machen oder es uns zuzuschicken. Wir würden uns sehr freuen, wenn die Community hier etwas unterstützen würde.)
Wir wollen es trotzdem im neuen Werkstattstudio wieder aufbauen und haben es, neben unserer Flora, zum 2. Sommerprojekt erkoren. Mal sehen, wie lange es dauern wird, bis dieses schöne Stück Zeitgeschichte wieder auf der Straße ist. Ein weiteres Video zu diesem Rad wird auf jeden Fall noch folgen.
Und hier jetzt unser Bewegtbild: 😅
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Elektrisierte Grüße
//O.F.
Fotos: privat