Für die sportliche Tour auf dem Renner ist ein Fahrradcomputer noch immer das A und O, selbst wenn Smartphones inzwischen eigentlich das Gleiche könnten. Wir haben einen 10 Jahre alten Garmin Edge 800 getestet und lösen die Frage, was er nach dieser langen Zeit noch für das Training taugt und ob er gegen modernere und aktuelle Geräte mithalten kann.
Garmin Edge 800 – Was taugt er nach 10 Jahren?
Ein neuer Fahrradcomputer stand auch in diesem Jahr auf meiner Wunschliste, nachdem mein Edge 520 vor fast 4 Jahren bei einem recht schweren Sturz mit Displaybruch das Zeitliche segnete. Aus verschiedensten Gründen, meistens finanzieller Art, verschob ich den Neukauf immer wieder und wie es der Zufall wollte, fand ich gerade kürzlich einen richtigen Schnapper in der eBucht. Ein Garmin Edge 800 mit ziemlich kurzer und mieser Beschreibung, wenigen Bildern und noch weniger Interessenten. Entsprechend gering war das Auktionsinteresse als ich einige Minuten vor Auktionsende auf das Angebot stieß. Ein Gebot und einen Klick später gehörte das Teil plötzlich mir.
Der Navigationsspezialist Garmin führte den Edge 800 schon 2009 ein und dennoch lag meinem Gerät ein Kaufbeleg von über 389 Euronen aus dem Spätsommer 2012 bei. Also ist das Gerät nunmehr fast 10 Jahre alt. Ist das jetzt bei einem Fahrradcomputer von Garmin wirklich schon schlimm oder taugt das Gerät noch für meine Touren? Meine größte Sorge galt dem Akku. Würde er noch eine 100km-Tour (also 4Stunden+) aufzeichnen können?
Hier erstmal ein paar technischen Daten des Herstellers: (Angaben gekürzt)
Allgemein |
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ABMESSUNGEN | 5,1 x 9,3 x 2,5 cm |
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TOUCHSCREEN | |
ANZEIGEGRÖSSE, B X | 3,6 x 5,5 cm; 6,6 cm Diagonale |
ANZEIGEAUFLÖSUNG, B X H | 160 x 240 Bildpunkte |
GEWICHT | 98 Gramm |
BATTERIE | Wiederaufladbarer Lithium-Ionen-Akku |
BATTERIELAUFZEIT | 15 Stunden bei normalem Gebrauch |
WASSERDICHTIGKEIT | IPX7 |
Karten / Speicher / Trainingsfunktionen |
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EIGENE KARTEN HINZUFÜGEN | ja via *gpx Datei am Computer und Garmin Connect® |
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BASISKARTE | ja |
SPEICHER- UND LEISTUNGSKAPAZITÄT | microSD™-Karte (einige Versionen umfassen eine microSD-Karte mit CityNavigator) |
WEGPUNKTE & ROUTEN & RUNDEN | 200 / durch Speicherplatz begrenzt / 1000 Runden |
ZEIT- / Distanzalarm | ja – Signalton nach erreichen einer bestimmten Zeit oder Strecke |
GHOST-GEGNER TRAINING | ja – Fahre Deine Strecken gegen Dich selbst |
KOMPATIBLE SENSOREN | ANT+ Geräte von Drittanbietern werden unterstützt |
TRAININGSFUNKTIONEN | Auto-Seitenwechsel, Auto-Lap®, Auto-Pause®, Intervalltraining, Virtual Partner |
DATENSEITEN | anpassbar mit bis zu 8 Anzeigen je Seite |
Klingt doch eigentlich ganz ordentlich, oder? Besonders die Ant+ Zusatzgeräte wie Herzfrequenzmesser im Brustgurt und Trittfrequenzmessung über einen separaten Sensor habe ich am Edge 520er Bundle sehr gemocht. Leider war in meinem Set keiner solcher Sensoren mit dabei. Dafür kam es mit drei Speicherkarten, zwei Netzteilen, einer großen Tüte O-Ringen, allen Anleitungen, mehreren Halterungen, einer Silikon-Schutzhülle und den originalen Garmin Routen-CD’s von 2010. Na gut, bei 25 Euro Auktionspreis will ich ja gar nicht meckern. Also stehen jetzt noch ein paar ANT+-Sensoren auf dem Einkaufszettel für das Frühjahr.
Garmin Edge 800 im Praxistest
Ok, wir haben Mitte Februar zwei Stürme werden in Kürze wohl die Radwege in der Region wieder mit vielen kleinen Ästen bestücken. Also nichts für eine Rennradtour. Also habe ich mir das Teil erstmal an den Crosser gebaut und eine Testrunde auf der Hausrunde abgestrampelt. Der Akku war natürlich frisch geladen, aber ein mögliches Software-Update noch nicht durchgeführt. Ich hoffe ja, dass es da überhaupt noch etwas gibt. Die notwendige Software gibt es bei Garmin noch auf der Webseite zum Download.
Das Touchdisplay funktioniert einwandfrei, wie es 2009 / 2012 halt so funktioniert hat. Kein Vergleich mit der Geschwindigkeit meines iPhone12. Man muss wirklich Drücken und hat nach jedem gewünschten Menüwechsel eine Art Gedenksekunde. Die Icons sind sowas von 2010… aber die Funktionen sind alle da und die Trainingsrunde wurde korrekt aufgezeichnet und gespeichert. Der fehlende ANT+ Speedsensor war jetzt auch kein Problem, da das Gerät die Geschwindigkeit via GPS errechnet hatte. Mit zusätzlichen Sensoren kann man natürlich noch mehr Datenerfassung generieren und die Felder in den einstellbaren Trainingsseiten mit noch mehr Output füllen.
Die Kartenfunktion hatte ich vor der ersten Runde noch nicht geupdatet und meine Hausrunde besteht auch nur aus einem 10km-Radweg, Kreis-Straßen und einem weiteren Radweg neben einer Bundesstraße. Diese waren dem Gerät bekannt, doch ich befürchte (ohne es wirklich zu wissen), dass die Kartenupdates irgendwann vor 3 oder 4 Jahren eingestellt wurden und neuere Radwege der Länder und Kreise wohl nicht mehr eingepflegt wurden. Bei Touren kann man dem allerdings mit eigenem Kartenmaterial entgegenwirken und gewünschte Touren via *gpx-File auf eine Mini-SD-Karte lädt oder eben auch eigene Touren und somit *gpx-Files erstellen. Das Internet ist voll mit Touren in jeder Region und für jeden Geschmack.
Der Akku zeigte nach etwas über einer Stunde Testfahrt und 32 Kilometer später noch 82% Kapazität an. Dies lässt für mich hoffen, dass er auch eine längere Runde durchhalten wird. Das Display war jederzeit gut ablesbar, wobei wir ja jahreszeitentechnisch gerade vom Hochsommer noch recht weit entfernt sind und die Temperaturen gerade auch nicht besonders akkuschonend sind, dürfte sich das auch noch verbessern.
Fazit
Tja was nun? Kann man einen alten Radcomputer kaufen oder nicht?
Warum eigentlich nicht?
Wem ein nagelneuer Fahrradcomputer zu teuer ist oder wer einen richtigen Schnapper von einem Freund oder sportlichen Radfahrer bekommen könnte, sollte auch bei gebrauchten Geräten ein Auge werfen. Die Akkus halten länger als beim Smartphone und müssen während der Tour nicht durch eine Powerbank geladen werden. Das Kartenmaterial ist outdated aber technisch macht auch ein 10 Jahre alter Fahrradcomputer genau das, was er soll. Die Konnektivität zu Sportportalen wie STRAVA und anderen ist gegeben und auch für Smartphones gibt es noch immer die Garmin-App Connect fürs Telefon und Garmin Express für den PC oder Mac. Mit zusätzlichen ANT+ – Sensoren kann auch ein älteres Gerät wieder zu einem vollwertigen Fahrradcomputer werden.
Mir wird der alte Edge 800 auf den Touren durch das Frühjahr und den Sommer wohl recht gute Dienste leisten und mich an gute alte Trainingszeiten erinnern. Irgendwo habe ich auch noch alte *gpx-Files von früheren Touren. Wäre ja auch eine Möglichkeit mal gegen den „jungen“ Kettentreter von 2014 oder 2016 zu fahren. Mal sehen, was in diesem Sommer noch so in den alten Knochen steckt.
ausprobierte Grüße
//O.F.