In den vergangenen Jahrzehnten haben sich viele Namen mit dem Radsport so eng verknüpft, dass diese unvergessen werden. Von Ludwig über Contador, Ullrich oder Indurain. Einer steht allerdings noch weit über ihnen. Eddy „Der Kannibale“ Merckx. Er feiert heute gut gelaunt und bei bester Gesundheit seinen 70. Geburtstag.
Eddy Merckx – Ein Kannibale wird 70
Der jüngeren Radsportfraktion ist der Name Merckx bestenfalls noch auf klassischen Fahrradrahmen ein Begriff. Die älteren Radsportfans wissen allerdings, wer oder was hinter dem Namen steht. Sie wissen aber auch, was mit dem Zusatz „Der Kannibale“ gemeint ist.
Natürlich. Ein Sportler der Extraklasse. Ein Radrennfahrer, der es wie kein anderer schaffte, Menschen für diesen Sport zu begeistern und gleichzeitig an sich selbst zu demonstrieren, wie auszehrend, kraftraubend und motivierend Radsport sein kann. Edouard Louis Joseph Baron Merckx. Kurzum: Eddy.
Der gebürtige Belgier Merckx feierte seine Triumpfe am Ende der 60er und Mitte der 70er Jahre. Giro d‘ Italia, Tour de France, und alle anderen nennenswerten Rundfahrten in kurzer Zeit gewinnen – das konnte damals nur er. Von 1966 bis 1978 brachte es der Ausnahmeathlet auf gut 520 Siege bei Straßenrennen, knapp 100 Erfolgen auf Radrennbahnen In- und Outdoor, sowie zwei Siege bei Querfeldein-Rennen.
Das war zu der Zeit beachtlich und wenn man Eddy Merckx auf dem Rad sah, wusste man nicht so recht, wo er denn die Kraft herholt, wenn andere am Ende der Leistungsgrenze steckten. Vielmehr viel es auch auf, dass er genau an den schwierigsten Passagen der Touretappen immer genau dann den Dampfhammer herausholte, wenn andere Fahrer förmlich auf dem letzten Loch pfiffen. Ähnliches konnte man bisher nur noch bei Indurain und neuerdings bei Alberto Contador feststellen.
Mit 34 Etappensiegen und ganzen 96 Tagen im Gelben Trikot steht Eddy Merckx noch heute als einsamer Tour-Rekordhalter da. Gleiches gilt fast auch für die 5 Gesamtsiege bei der Tour. Dies konnten bisher nur noch Jacques Anquetil, Bernard Hinault und Miguel Indurain einstellen. (Lassen wir an dieser Stelle mal die Dopingspritze Armstark außen vor, dem 7 Siege nachträglich aberkannt wurden.)
Wie waren solche Leistungen damals möglich? Zwei wichtige Faktoren waren hier ausschlaggebend. 1. Das Training und ein eiserner Willen. Beides ausreichend stark ausgeprägt und mit den Siegen wuchs auch Training und Willen, noch besser werden zu wollen. 2. Die Technik. Merckx baute seine Räder teilweise selbst. Also Rahmen von grund auf mit dünnen Rohren selber zusammenlöten, Laufräder bauen, Komponenten auswählen. Schon früh lag hier der Fokus auf Leichtgewicht. Ein 3. Punkt sollte hier nicht unerwähnt bleiben. Auch zu der Zeit gab es Doping und Merckx gab nach seiner Karriere zu, stimulierende Präparate auf Cortisonbasis benutzt zu haben. Diese gelangten allerdings erst Anfang der 80er Jahre auf den Index der UCI. Also theoretisch und rechtlich alles sauber.
Doch Merckx ist dem Radsport auch Heute noch immer eng verschrieben. Mit eigenen, handgearbeiteten Hochleistungsrahmen aus Stahl macht er sich noch Heute einen Namen in der Branche und tritt immer als freundlicher und angesehener Repräsentant des Radsportes bei Veranstaltungen weltweit auf. Keineswegs müde also und fast noch so fit, als wären seine großen Tage erst gestern gewesen.
Happy Birthday Eddy Merckx