Transportfahrräder im Test – Was fährt der Pizzaservice?

In den letzten Jahren sind immer mehr Pizzaketten und Lieferdienste in den Städten auch auf das Fahrrad umgestiegen. Grund genug für uns, die Flitzer vom Lieblingslieferdienst mal einem Test zu unterziehen. Wie fahren die Lastenräder mit Kistenaufbau denn so?

Pizzafahrrad im Praxistest – Wie fahren die Bikes vom Lieferdienst denn so?

Es klappert von hinten und plötzlich rauscht ein Rad mit großer Kiste auf dem Radweg vorbei. Wooosch. Und schon sieht man nur noch das Heck mit dem Werbelogo. Ziemlich schnell und stur zieht ein Pizzabote auf seinem Spezialrad vorbei. Schnell und vor allem heiß soll die Pizza und sonstiges Essen beim Kunden ankommen. Viele Lieferdienste setzen daher seit einiger Zeit auch auf Lieferfahrräder. Besonders in der Stadt sind diese Gefährte dem Auto, sei es auch noch so ein kleiner Flitzer, offensichtlich im Vorteil.

Wir haben uns mal bei einem örtlichen Lieferservice umgesehen und konnten uns die Fahrräder vor Ort genauer ansehen und vor allem auch mal in einer Probefahrt ausprobieren. Irgendwie hat mich das persönlich schon immer interessiert, wie die Geräte der Pizzaboten so unterwegs sind.

Die örtliche Filiale einer Pizzakette hat für seine Fahrer gleich mehrere Räder zur Auswahl. Vom City-ATB mit Kastenaufbau bis zum E-Bike. Zuerst geht es, heiß wie eine große Calzone, direkt auf das E-Bike auf eine Testrunde durch die Stadt.

Das Lieferrad direkt am Hafen Stralsund vor die Gorch Fock geparkt.
Das Lieferrad direkt am Hafen Stralsund vor die Gorch Fock geparkt.

Schon beim Aufsitzen merkt man das Gewicht des Rades und die Kiste am Heck. Schnell bekommt man aber auch hier ein Balancegefühl für das Gefährt, wenn es vom breiten Ständer geschoben ist. Laut und klappernd geht es über das hanseatische Kopfsteinpflaster der Altstadt, bis der erste vernünftige Radweg erreicht ist. Das eBike stammt von enviado und verfügt über einen Frontnabenmotor. Der Akku sitzt hinten direkt unter der Ladekiste.

Geschaltet wird über eine Nexus7 Nabenschaltung und an der linken Lenkerseite gibt es die Schalterchen für die elektrische Unterstützung. Das Display ist mittig und gut ablesbar. Gleich beim Anfahren merkt man den Motor. Aus Erfahrung haben die Fahrer hier die Unterstützung immer auf volle Leistung gestellt. Gerade bei groben Kopfsteinpflaster eine Wohltat. Einige hundert Meter mit abgeschalteter Unterstützung offenbarte, dass das Gefährt ordentlich Muckies in die Beine bringen könnte, wenn diese Unterstützung defekt ist. Hier bewegt man weit über 30 Kilogramm Rad plus Ladung durch die Stadt. Die E-Bike-Version erweist sich hier als vorteilhaft. Das Gewicht des Rades ist ausgewogen und gut verteilt, doch brutal spürbar. Dazu ist die Sitzposition sehr sportlich.

Ein weiterer Grund für das schwerfällige Fahrverhalten liegt auch in den Laufrädern. 24″, die sonst an Kinderrädern Verwendung finden und die Kombination mit 57mm breiten Schwalbe-Decken. Dafür ist die Fuhre aber sehr robust gebaut. Hochwertig sind die Bremsen am Rad. Hier werkeln vorne und hinten die hydraulischen Magura der HS11 und sorgen für sichere Verzögerung bei jeder Wetterlage.

Damit sich während der Lieferung niemand am Rad vergreift, sichert ein dickes und schweres ABUS-Schloß das Vorderrad. Auf glatter Strecke war bei 28km/h auch vom Antrieb bei voller Unterstützung Schluß. Mehr kann und darf das Rad auch nicht fahren. Aber Anfahren am Hügel mit Unterstützung hat schon viel Spaß gemacht.

Nach knapp 30 Minuten hatte ich von dem „Spaßmobil“ aber dann doch genug und widmete mich mal dem 2. Rad.

Eine Version ohne elektrische Unterstützung stand auf dem Plan und auch hier zuerst der obligatorische Gewichtscheck. Uff! Auch hier über 20kg Fahrrad. Auf zur Probefahrt und wieder zum Hafen Stralsund und zum obligatorischem Foto mit der Gorch Fock. Reglmäßige Leser der Seite wissen ja, dass dies ein Lieblingsmotiv für unsere Testräder ist.

Eine Version ohne elektrische Unterstützung am Hafen in Stralsund

Das Rad ist ein wenig anders. Es stammt vom Lastenradhersteller Gobax. Auch hier wieder eine sehr aufrechte Sitzposition für den Lieferfahrer. Das geringere Gewicht im Vergleich zum eBike ist spürbar und das Handling war gefühlt erheblich besser. Die Kiste hinten ist auch hier wieder aus Styropor und wiegt nur 2kg. Die ist es nicht. Schwer ist an diesem Rad auch wieder der Rahmen und entsprechend die Laufräder. Auch hier 24″ und diesmal mit 60mm Bereifung aus dem Hause Continental. Klappern tut es auf dem Kopfsteinpflaster in der Hansestadt trotzdem noch reichlich.

Display der nuvinci 360 am Lieferrahrrad

Interessant war an diesem Rad die Schaltung. Eine stufenlose Nuvinci 360 in der Hinterradnabe sorgt für Vortrieb und wird per Drehgriff am Lenker bedient. Diese Variante halte ich persönlich für die ideale Wahl für ein Lieferfahrrad, da bei der Nexus7 des eBikes mal jemand den verschiedenen Fahrern hätte sagen sollen, dass man nicht tritt, wenn man die Gänge wechselt. Mit der stufenlosen Nuvinci-Schaltung lassen sich hier kostspielige Defekte gut vermeiden. Vom Handling her gefiel sie mir gut und durch die Stufenlosigkeit der Schaltung war das Rad fahrtechnisch gefühlt leichter bedienbar.

Auch hier ist für die Verkehrssicherheit alles verbaut, was wichtig ist. Wie auch das E-Bike wird am muskelbetriebenen Rad mit einer Magura HS11 verzögert. Bei diesem Rad war die XXL-Kette mit einer Art Schutzband umhüllt um den Hosenbund vor Verschmutzungen zu bewahren. Das soll serienmäßig so gebaut worden sein, sagte ein Mitarbeiter der Filiale. Platz ist am Ritzel hinten genug und vorne wurde etwas nachgeholfen. Macht aber Sinn. Deutlich im Nachteil ist man bei diesem Rad aber auch mit der Reifengröße. Sogar ein MTB-Kiddie konnte mich auf einem Radweg spielend überholen.

Und wie sieht’s in der Kiste aus? Na so!

Platz für viel Pizza in der Kiste.

Da das Setup (sprich: die Sattelhöhe) für mich bei beiden Fahrten nicht stimmte, habe ich mir dann auch gleich einen satten Muskelkater in die Oberschenkel gezogen. Da wär‘ jetzt glatt eine Gratis-Pizza fällig. 😉

Im Fazit muss man allerdings sagen: Respekt vor den Jungs und Mädels, die diese Bikes deutschlandweit (ob nun bei joey’s oder anderswo) bewegen! Das kann ein ziemlich anstrengender Job werden. Ein Extra-Fitnessprogramm braucht man nach einer Schicht als Pizza-Radfahrer nicht mehr wirklich. Mir hat’s viel Spaß gemacht, doch 6 bis 8 Stunden möchte ich diese Räder nicht wirklich bewegen müssen. Selbst als eBike nicht.  Das ist schon ein harter Job, der jeden Cent Trinkgeld wert ist. Wie gesagt: Respekt!

In diesem Sinne:

gelieferte Grüße

//O.F.

(der sich jetzt ’ne Pizza mit Auto abholt 😀 )

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