Paris auf dem Weg zur Fahrradstadt

Knapp 150 Mio Euro macht Paris bis 2020 locker, um Paris in die Rangliste der beliebtesten Fahrradcitys zu heben. Neue Radwege und ein gigantisches Verkehrskonzept sollen umgesetzt werden.

 Paris – Stadt der Liebe (zum Rad)

Dass es sich in Paris schon jetzt sehr gut mit dem Rad fährt, weiß eigentlich jeder, der die Stadt in den letzten Jahren einmal besucht hat. Der Fahrradmarkt boomt eben auch in Frankreich. Die Einheimischen sind viel mit dem Rad unterwegs. Eine wichtiger Grund für diese Tatsache ist allerdings auch die desolate Parksituation. Paris ist eben eine alte Stadt und entsprechend nicht unbedingt überall für Autos ausgelegt. Bevor man 30 Minuten mit dem Auto nach einem Abstellplatz sucht, ist man mit dem Rad längst wieder zurück. An stark frequentierten Straßen geparkt, kann man sein Auto nach ein paar Stunden gerne mal auch 15 Meter weiter weg wiederfinden. Einfach Stoßstange an Stoßstange weggedrückt – eine besondere französische Verkehrskultur. Daher parkt man dort auch nur mit eingelegtem 3. Gang und ohne Handbremse, damit das beschädigungsfrei klappt. Das war schon immer so und wird sich wohl auch nicht ändern.

Wenn das Wasser aus den Kanälen fließt, kommt einiges an das Tageslicht

Derzeitig ist die Stadtverwaltung an der Seine auch mit einem weiteren Mammutprojekt beschäftigt. Die Reinigung des Kanals Saint-Martin. Dem ganzen Kanal wird dabei durch Trennwände der Wasserzulauf unterbunden und dann der Unrat und Schlick entfernt. Das ist wichtig, damit der Kanal nicht eine stinkende Brühe durch die Stadt führt. Circa 5 Tonnen Fisch retten die Arbeiter während dieser Aktion übrigens auch und lassen diese in der Seine weiterleben.

Hunderte Fahrräder, Einkaufswagen, Mofas, Zaunteile finden sich bei den Reinigungsarbeiten regelmäßig an. Etwas überraschend, dass Menschen ca. 2000km von hier entfernt, den gleichen Unrat in Gewässer werfen, wie er sich hier auch in jedem Flußlauf, Kanal oder Dorfteich findet.

Was da so alles auftaucht, kann man sich auch auf thelocal.fr ansehen.

Aber zurück zum Thema. 150 Mio Euro für Radwege. Eine Summe, von der Städte und Gemeinden in Deutschland nur träumen können. Leider. Nachdem Kopenhagen und Amsterdam aber als Hauptstäde in Europa der „Stadt der Liebe“ in der Gunst deutlich den Rang abgelaufen haben, will Paris dieses nunmehr mit einer intensiven Überarbeitung der Infrastruktur ändern. Etwas Rivalität schwingt da zwischen Paris, Brüssel und Amsterdam sowieso immer mit. Die Strategen in Paris haben einen Plan.

Plan Vélo

Der Plan Velo
Der Plan Velo

Die Zeichung zeigt, was an Umbau- und Erweiterungsarbeiten in den nächten Jahren so ansteht. Die pinken Linien zeigen die geplanten Nord-Süd- /und Ost-West-Trassen. Die dickeren grünen Radwege wurden bereits in den letzten Jahrzehnten angelegt und die grün gepunkteten Stücke werden Verbindungswege zu den existierenden Radwegen. Davon sollen viele Strecken auch beidseitig befahrbar sein.

Gerade die pink dargestellten Linien sollen besonders vom Autoverkehr geschützt werden. Die Radwege hier sollen beispielsweise durch Poller von den Straßen getrennt werden. Kreuzungsverkehr soll nach Möglichkeit vermieden werden und diese Tangenten sollen auch in zwei Richtungen von den Radlern benutzbar sein. Wenn man bedenkt, dass Amsterdam und auch Kopenhagen schon seit den 70er Jahren permanent am Ausbau des Radwegenetzes arbeiten, sieht man deutlich, was für eine Mammutaufgabe dort auf die Verantwortlichen wartet.

Velib – Mieträder in Paris

Was soll damit erreicht werden? Natürlich sollen die Umweltziele der Stadt erreicht werden. Durch den extemen Autoverkehr ist das für Paris kaum möglich.

Gleichzeitig soll die Stadt wieder attraktiver für Touristen werden und wer kommt, soll auch mit einem Leih-Fahrrad die Champs-Élysées und am Seine-Ufer entlangradeln können, ohne mit dem Verkehr konfrontiert werden zu müssen. Nicht ohne Grund gilt in Paris auch der makabere Spruch, es gäbe 2 Arten von Fußgängern: Schnelle und Tote.

Eine stetig wachsende Flotte an Verleihrädern steht bereits jetzt schon zur Verfügung. Robust, schwer und mit Körbchen für das Baguette kann man diese Räder als Tourist an vielen Stellen in der Stadt schon mieten. 283000 Pariser sind in dem Velib-Programm schon 2014 registriert gewesen. (Übrigens wurden einige Räder von diesen auch bei der Kanalreinigung wieder aufgefunden.) Der große Plan umfasst auch die Errichtng von Servicestationen für Räder und Schulungskurse für Radler zu den Themen Reparaturen und Verkehrsrecht.

Derzeitig nutzen nur 5% der Pariser das Fahrrad regelmäßig. Das soll sich in den nächsten 5 Jahren auf 15% erhöhen. Das wäre noch immer deutlich unter dem Wert von Kopenhagen, doch schon mal ein Anfang. Diese umfangreichen Maßnahmen in der Stadt bedeuten in Summe eigentlich eine Verdoppelung des vorhandenen Radwegenetzes. Dazu kommt noch die Sanierung der vorandenen Strecken, die auch nicht immer besonders attraktiv für Radfahrer sind. Man kennt das von hier ja auch. In Stadtpläne sind immer Wege eingezeichnet, die man mit dem Rad fahren könnte, theoretisch, doch praktisch niemand benutzt, da sie vom Zustand doch zu schlecht sind.

Da wäre es ja eigentlich mal eine Idee, Paris als „Stadt der Liebe“ (zum Rad) so ab 2018 mal im Urlaubsplan auf dem Schirm zu behalten. Da ich in den Sommern 1990 und 1991 zuletzt in der Stadt weilen durfte, steht das Ziel bei mir auf jeden Fall nochmal auf dem Zettel. Bis 2020 ist ja auch noch etwas hin.

Noch ein Tipp für alle Paris-Touristen. Fahrt so um den Nationalfeiertag oder die Tour de France-Ankunft herum in die Stadt. Da wird sie vorher immer mit viel Aufwand geputzt und sieht noch viel schöner aus als an den restlichen Tagen des Jahres.

Verliebte Grüße

//O.F.

 

 

Fotos: AFP

Quellen: citylab.com / thelocal.fr

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