MIFA Mini Klappfahrrad – Der ultimative Kult!

Es ist Zeit, dieser „Flora“ neues Leben einzuhauchen. Wir haben ein neues Restaurationsobjekt. Ein (fast) originales MIFA Klappfahrrad mit 20″ Rädern aus der DDR. Schaut es Euch an! Alles zum Projekt und noch mehr Bilder findet Ihr in diesem Artikel.

MIFA Klapprad – Das Kultrad wird vollständig renoviert

Da es gerade unter Fahrrad-Youtubern zur Challenge ausgerufen ist, ein altes Klapprad zu besitzen, wollen wir natürlich nicht hinten anstehen und haben uns noch einmal dieses Kultrad besorgt. Gesucht und gefunden und ja, das war ein richtiger Glücksgriff, der sich gerade in einem Kleinanzeigenportal bot. Ein fast originiales Mini-Rad von MIFA und das auch noch aus DDR-Produktion. Der Preis? Unschlagbar. Nur 60 Euronen rief der Verkäufer auf. Als Fahrradfan geht da nur eines! Zuschlagen! 

Ok, wenn man nach so einem Rad sucht, findet man diese natürlich gerade im Osten in Hülle und Fülle. Gut, nun nicht ganz so häufig in Massen, doch tauchen immer wieder welche auf. Gerade ebay Kleinanzeigen ist dort ein guter Pool für solch Material. Die Hälfte der Räder dort ist meistens überlackiert und weit weg vom Originalzustand. Dieses Teil war ein absoluter Glücksgriff. Aufkleber noch vorhanden, Pedalen, Felgen, Klingel und Stempelbremse vorhanden und Sattel sowie Schutzbleche original (aber nicht ganz passend). Und fahrbar.  Normalerweise werden solche Räder in einem dreistelligem Bereich gehandelt. Wie erwähnt, hab ich das Teil deutlich günstiger geschossen. Unwissen vom Verkäufer? Vielleicht, mir aber auch egal. 

Hier ein paar Bilder dieses Klassikers


Lampen und Seitenläufer-Dynamo sind original und auch die Pedale mit den Keil-Lagern. Ebenso sind alle Spanner original und auch die Stempelbremse. Das ist großartig und macht wirklich Freude. Der Gepäckträger ist oftmals inzwischen ohne den Gepäckspanner zu haben. In diesem Falle vorhanden, in Rahmenfarbe und nicht verbogen. Eigentlich auch voll geil.

Kleine Zeitreise

DDR-Fahrräder sind heute noch sehr populär. Eine Qualität, die viele preiswerte Räder heute durchweg vermissen lassen und was bis heute gehalten hat, geht wohl auch nicht wieder kaputt. So salopp kann man das eigentlich behaupten. Das Mini-Fahrrad wurde in der DDR zum Ende der 60er Jahre eingeführt. Es wurde gelegentlich überarbeitet und ab und an gab es eine neue Version, die bisweilen auch ein Modellmix waren. Woher ich das denn weiß. Es gibt einen DDR-Fahrrad-Wiki im Internet, der von aktiven Fahrradfreunden angelegt wurde und dort kann man unglaublich viele Informationen über sein Ost-Fahrrad finden. Ob Mifa, Diamant, Möve oder andere Hersteller. Alles mit viel Liebe zusammengetragen. Schaut gerne mal rein. 

Durch diesen Wiki konnte ich beispielsweise schnell herausfinden, dass das Rahmendekor offiziell von 79 bis 85 verwendet wurde. Mit ca. 300 Mark der DDR war es im Verhältnis zum Monatseinkommen recht teuer. (Wenigstens das hat sich bei Fahrrädern in den vielen Jahren nicht wirklich geändert.) Die Rahmennummer zeigte in der Liste allerdings, dass der Rahmen aus 86 oder 87 ist. Auch hier wieder ein Produktionsmix. Der Rahmen war fertig und die „neuen“ Decals wohl gerade nicht in Reichweite.“ Ach was soll’s, wir haben noch eine Kiste alte Aufkleber. Nehmen wir halt diese.“ hieß es dann wohl in Sangerhausen oder in einem der zahlreichen kleinen Zulieferbetriebe. Auch wurden oft in den Jahren Anbauteile ersetzt. Manchmal eben auch mit dem, was zur Verfügung stand. Man sieht es an den Schutzblechstreben hinten. Diese sind irgendwie falsch positioniert und das Schutzblech bekommt einen Buckel. So ein Klapprad war bei Erwachsenen nicht unbedingt beliebt. Bei der Lenkerform konnte man kaum Einkaufsbeutel anhängen und wer etwas größer war oder längere Strecken fahren musste, war froh, wenn er ein 26″ Touring-Rad aus der IFA-Produktion bekam. Der Gepäckträger konnte nicht viel Last vertragen und verbog regelmäßig. Bei diesem Modell sitzt auch die Lampe an falscher Position. Sie gehört mit einem speziellem Halter direkt an die Stempelbremse. Wenn sich das Teil auftut, wird es auch wieder angebracht. 

Durch die hohe Flexibilität und Einstellmöglichkeiten von Lenker und Sattel war das 20″-Klapprad aber eigentlich DAS Kinderfahrrad in der DDR. Spätestens mit diesem Modell lernte man mit 6 oder 7 Jahren dann Radfahren, so man es noch nicht konnte. Fast jedes Mädchen in der DDR hatte dann ein Mini-Rad welches dann bis ins Teenager-Alter benutzt wurde. Das Mini-Klapprad wurde trotz sinkender Produktionszahlen und schwächelnder Nachfrage in der Bevölkerung plötzlich bei Teenies in der DDR Mitte der 80er Jahre aber dennoch wieder populär.  Warum? Die junge Nicole Kidman war schuld. Was hat jetzt Frau Kidman mit der DDR zu tun? Ganz einfach. Eine ganze Generation wurde durch den 1983 erschienenen Film „Die BMX-Bande“ angefixt. Ok, bei uns kam der Film etwas später in die Lichtspieltheater (Kino ist der Begriff für die jüngere Generation unserer Leser 😉 ).  Jeder Junge und viele Mädchen wollten plötzlich ein BMX-Bike. Nur gab es keine BMX-Räder in der DDR. Aber es gab das Klapprad mit 20 Zoll Rädern.  🙂 In den Hochlenker wurde oft eine Querstrebe eingeschweißt oder gelötet (wenn man wusste, wer das kann und macht) und Schutzbleche entfernt. Wer konnte und durfte schliff sogar die Gabel vorne bis auf den Stahl ab um einen Chrome-Look zu erzeugen. Sattel und Lenker wurden nach unten verlegt und im Fahrradladen die breitesten Pedalen gesucht, die man finden konnte. Fertig war das BMX-Bike. Grobstollige 20″ Bereifung war zwar auch selten zu bekommen, doch hier halfen eventuelle Westkontakte oder Reifen, die an den DDR-Fahrradanhängern verwendet wurden und auch mit 20″ daherkamen. . Leider brachen durch diese Nutzung viele Räder am Scharnier und wurden dann wieder mittels Schweißgerät fixiert. Noch heute findet man einige Klappräder, die eigentlich keine mehr sind.  

Mehr Infos zu diesem Fahrradtyp und auch anderen Modellen aus der DDR findet Ihr im DDR-Fahrradwiki. 

Renovierung und Restaurierung 

Es gibt so ein paar Dinge, die gemacht werden könnten oder müssen. Kommen wir mal zum Lastenheft für diese Renovierung.

  • Grundsätzlich muss am ganzen Rad eine Art Elaskon-Rostschutz entfernt werden. Diese Schmiere hat das Rad in den letzten Jahren zwar gut vor Rost geschützt, klebt aber überall.
  • Wo es nicht klebt ist Flugrost. Wobei, bei solchen Rädern nenne ich das lieber gerne Strukturlack. 😉 Weg muss er aber trotzdem.
  • Die Schutzbleche haben rote Streifen. Das stört etwas und zeigt, dass diese Bleche eigentlich mal an einem roten Mini-Fahrrad montiert waren. Es gab aber auch welche mit grünen Streifen und die werden wir uns besorgen. 
  • Der Sattel ist zwar aus DDR-Zeiten, wurde an diesem Rad aber nicht unbedingt serienmäßig verwendet. Ein originaler Sattel mit der richtigen Optik (und schlechterer Performance) wird definitiv angebaut.
  • Ebenso fehlt eine Satteltasche mit originalem Fahrradwerkzeug.  
  • Die Reifen sind von Kenda und weit weg vom originalen Profil. Da gibt es auf jeden Fall  auch ein Upgrade.
  • Die Funktion des Lichtes wird überprüft und ggf. einer Instandsetzung und Positionsveränderung unterzogen.  

So richtig geil an dem Gerät ist die Stempelbremse. Wirkung fast null aber vorhanden. Kettenblatt und Kette werden auch noch ausgetauscht und dann wird das Teil im kompletten Originalzustand behalten. Im Grunde ist das ein Bike, welches wieder in die Sammlung übergeht (oh, die ist ja noch nicht groß genug) Die Restaurierung unserer „Flora“ könnt Ihr in dieser Serie verfolgen. Sobald das Studio final steht, kommt das Gerät auch definitiv auf einen, der vielen Reparaturständer hier und wird dann richtig überarbeitet.

 

 Bis dahin verbleiben wir mit 

n(OST)algischen Grüßen

//O.F. 

 

Fotos: privat

 

to be continued…

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